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Halbinseln stark zergliederten Wasser-
fläche von über 20 km², doch fließt
das Wasser vor allem wegen der Ge-
zeiten. Zweimal täglich zwängen sich
mit der Flut Millionen Kubikmeter At-
lantikwasser durch die nur ca. 300 m
schmale Engstelle südlich des Hafens
Etel in die eher einem buchtenreichen
Binnensee ähnelnde Wasserfläche.
Bei Ebbe und auflandigem Wind
steht vor der Passage über einer fla-
chen Sandbarre eine grobe, rollende
See. Bei Sturm sind hier schon zahlrei-
che Fischer- und Segelboote vollge-
schlagen und gesunken. Das Phäno-
men der zeitweise gefährlich hoch
brechenden See schon bei relativ we-
nig Wind ist in allen Gezeitengewäs-
sern bekannt. Es entsteht überall dort,
wo starke Strömungen gegen die
Windrichtung setzen. Hierfür berüch-
tigt sind viele Flussmündungsbereiche
der West- und Südbretagne. Gerade
die Barre von Etel ist bei allen französi-
schen Seefahrern deshalb gefürchtet.
Um das Naturschauspiel zu erleben,
sollte man einen Tag mit starkem Süd-
west- oder Westwind abwarten und
dann bei etwa halber Ebbe (ca. 3 Std.
nach Hochwasser, s. Tidentabelle beim
Hafenbüro) am Ufer der Ria entlang
bis zur Mündungsengstelle gehen (ca.
2 km von Etel). Je nach Windstärke
und Mondphase (bei Voll- oder Neu-
mond maximale Gezeiten) können die
Brecher hier bis zu 6 m hoch rollen.
Bei sommerlicher Flaute hingegen und
bei schwachem Gezeitenstrom wer-
den Sie es nicht für möglich halten,
dass sich diese ruhige, zwischen zwei
Sandstränden malerisch gelegene
Wasserfläche in einen schiffeverschlin-
genden Hexenkessel verwandeln kann.
Egal bei welcher Wetterlage, die
kilometerlangen Sandstrände beid-
seitig der Mündung sind immer gut für
einen langen Spaziergang am Meer
oder für einen faulen Badenachmittag.
Selbst im Juli und August kommen bis-
her nur wenige Menschen hierher.
In den vielen, mit insgesamt ca.
130 km Küstenlinie tief verzweigten
Seitenarmen der Ria gibt es eine noch
überwiegend intakte Naturland-
schaft. Ganzjährig leben hier Seiden-
reiher, Graureiher, Austernfischer, Kor-
morane, Krähenscharben, Seeschwal-
ben und natürlich verschiedene Mö-
wenarten. Ohne ein starkes Fernglas
wird man sie allerdings nur schlecht
beobachten können, denn in diese
ökologisch sensiblen Gebiete führen
bewusst keine Wege. Mit einem Boot
ist eine Annäherung bis auf einen re-
spektvollen Abstand möglich. Das Of-
fice de Tourisme organisiert im Som-
mer Ria-Exkursionen mit Führung.
Der Ort Etel, ca. 2 km nördlich des
Mündungsbereiches der Ria, war um
die Wende vom 19. zum 20. Jahrhun-
dert zusammen mit Port-Tudy auf
Groix einer der größten Thunfischer-
häfen Frankreichs. Mehr als 2000 Ein-
heimische lebten damals allein vom
Thunfischfang. Zwar gibt es auch heu-
te noch eine Handvoll Fischer, die in
der äußeren Biskaya und bei den Azo-
ren Thunfisch fangen, doch lebt der
Hafen heutzutage zunehmend von
der Freizeitschiffahrt und vom Som-
mertourismus (der sich jedoch in
Grenzen hält).
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