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tiere. Und es kommt vor, dass wir eine enge Bindung zu den anwesenden Geistern
entwikeln. Zumindest meine Frau.
Aber ih will niht vorausgreifen. Zuerst zum Lotogewinn: Eines Abends,
während sie mit unserem Sohn im Krankenhaus war, ging meine Frau dushen. Da
es in südostasiatishen Dushkabinen aus mir noh unerklärlihen Gründen
niemals, niemals, niemals einen Haken gibt, über den man seine Kleider hängen
könnte, drapierte sie ihr Nahthemd über dem Türknauf. Von dort iel es sofort auf
den nassen Boden und saugte sih mit Wasser voll. Als meine Frau ihr Nahthemd
auf den Fließen sah, erblikte sie in den Falten und Wasserleken eine Zahl - und
wusste sofort, was zu tun war.
Gleih kommen wir zu der Krankenhausgeisterfrau. Zuerst muss ih aber noh
von der kambodshanishen Lotofee erzählen. Als ih meine Frau und unseren Sohn
vom Krankenhaus abholte, sah ih Sreykeo shon von Weitem auf der Straße hin
und her hüpfen wie einen Gummiball. Über ihrem Kopf shwenkte sie ihr Los - ein
einfahes Stük blaues Löshpapier, auf das mit Kuli eine Zahl geshrieben war. Sie
setzte sih sofort an das Steuer des Motorrollers und verkündete, sie müsse jetzt un-
seren Gewinn abholen, umgerehnet etwa ahtzig Dollar. Ih wusste, dass die Lot-
tozahlen im Radio verkündet werden. Ih hate ot ihren Vater beobahtet, wie er
Tage und Nähte mit dem Ohr an einem kleinen tragbaren Transistorradio verbra-
hte und alle gezogenen Zahlen in ein Shulhet shrieb und sie dann in endlosen
Zahlenkolonnen variierte, um darin irgendwelhe Regelmäßigkeiten zu erkennen.
Ih war allerdings etwas überrasht, als meine Frau niht das Gebäude eines Radi-
osenders, sondern eine ärmlihe Seitenstraße Phnom Penhs ansteuerte. Mit Well-
bleh gedekte Holzhäuser, Shlaglöher, Kinder, die Gummitwist und »Himmel und
Hölle« spielten (übrigens kein interkulturelles Sprahmissverständnis - sie spielen
nah den gleihen Regeln wie die Kinder in Deutshland). Über der Straße spannte
sih ein rätselhates Gewirr aus Telefondrähten und Stromleitung, das aussah, als
häte es eine konfuse Spinne gewebt. Sie lief eine rostige Eisentreppe hoh, und dort
saß die Lotofee in ihrem Wohnzimmer. Sie können sih ja denken, dass ih niht
gerade von Raufasertapete und Einbaushränken rede, wenn ih »Wohnzimmer«
sage, und dass ih niht an geföhnte Frisuren und Lipgloss denke, wenn ih von der
»Lottofee« sprehe. Die Fee war ein hinesishes Weib mit gelben Zähnen und einem
faltigen Gesiht, das im Shneidersitz auf dem Boden saß, im Shoß ihres Rokes ein
mit Gummibändern umspanntes Geldbündel. Sie warf einen misstrauishen Blik
auf das Los und ing dann an, mit nikotingelben Fingern auf einem riesigen
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