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kaufmännishen Tashenrehner herumzutippen. Shließlih gab sie meiner Frau
ein sorgfältig abgezähltes Bündel. Ih blikte mih in ihrer dunklen Hüte um und
fragte mih, ob sie in einem Hinterzimmer eine riesige Glaskugel mit nummerierten
Tishtennisbällen stehen hate? Und ob all die glüklihen Gewinner aus den Prov-
inzen des Landes wohl mit einem Stük bekritzelten Löshpapier in der Hand ihren
Weg durh die kleine Gasse und die Eisentreppe hinauf antraten, um dort ihr Geld-
bündel in die Hand gedrükt zu bekommen?
Doh meine Frau klärte mih auf: Oiziell gibt es keine Loterie in Kambodsha.
Da Glüksspiel gegen die Gebote Buddhas verstößt, ist es verboten. Die Ziehung der
Lotozahlen indet im säkularen Vietnam stat und wird jeden Tag um 16.30 Uhr im
Radio übertragen. Da die Kambodshaner allerdings vom Loto besessen sind, gibt
es ein Untergrund-Loto-Netzwerk, das Lose und Gewinne verteilt. Und deren
Verkaufsstellen beinden sih, wie es sih für eine illegale Vereinigung gehört, in den
Seitengassen.
Jetzt kommen wir zum Krankenhausgeist - nun aber wirklih. Als wir von der
Lottofee zurükkehrten, sagte meine Frau:
»Ih will dem Kantha Bopha etwas zurükgeben!«
Ih fand, dass sei eine prima Idee. Die Shweizer Stitung konnte immer Geld geb-
rauhen, und shließlih ließen wir unsere Kinder dort kostenlos behandeln - da
war es nur fair, wenn wir dem Krankenhaus etwas von unserem Gewinn abgaben.
Nein, sagte meine Frau, sie dahte eher an ein Huhn.
»Ein Huhn? Was soll das Krankenhaus mit einem Huhn anfangen?«, fragte ih.
»Ein gebratenes Huhn!«, sagte sie, als würde das alles erklären.
»Ih glaube, das Krankenhaus wäre über eine Geldspende glükliher.«
»Das Huhn ist für die tevada des Krankenhauses! Eine Götin! Was will die mit
Geld?«
Erst jetzt verstand ih: Das war wieder eine Geistersahe. Die tevada sind
spirituelle Wesen, die immer weiblih, jung und shön sind und alle möglihen
Dinge beseelen können - zum Beispiel Häuser. Und einen guten Broiler verahten
sie nie. Solhe Diskussionen führe ih mit meiner Frau ziemlih ot.
Sreykeo stieg vom Motorroller und vershwand in einem Markt (der natürlih
nihts mit einem deutshen Wohenmarkt gemein hat). Als sie zurükkehrte, hielt
sie eine Plastiktüte in der Hand, die vom Dampf eines noh warmen Brathuhns
beshlagen war. Dann fuhren wir zum Krankenhaus.
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