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Tourismusbroshüren, mit denen Kleinstädte ihre Bedeutungslosigkeit überspielen
wollen. Daher übersehen wir gern die Bedeutung, die nationale Mythen für andere
Kulturen haben können. Die Legenden, die wir kennen, sind tot und zwishen zwei
Buhdekel gepresst. Die Legenden in Südostasien sind jedoh lebendig. Sie geben
Hofnung und Zusammenhalt - und manhmal können sie töten.
Worum es in diesem speziellen Konlikt oiziell geht, ist shnell erzählt. Seit
vielen Jahrzehnten ist umstriten, ob der Tempel auf thailändishem oder auf kam-
bodshanishem Gebiet steht. 1907, noh zur Zeit der französishen Kolonie, einigten
sih hailand und Frankreih auf einen Grenzverlauf zwishen dem Königreih und
dem Protektorat Indohina, das Kambodsha umfasste. In dem Vertrag hieß es, die
Wassersheide des Dongrek-Gebirges solle als Grenzverlauf dienen; auf einer dem
Vertrag angehängten Karte war jedoh der Tempel, der nördlih der Wassersheide
liegt, auf kambodshanishem Gebiet zu sehen. Seitdem streiten sih Kambodsha
und hailand um die Ruine. 1962 entshied der Internationale Gerihtshof in Den
Haag, dass der Tempel und das umliegende Gelände zu Kambodsha gehören. hai-
land gab den Tempel zurük, aber hielt den Rest des Geländes weiter besetzt. Zu den
Shusswehseln in den letzten Jahren kam es, nahdem Anfang 2008 in hailand
bekannt wurde, dass die kambodshanishe Regierung plante, den Tempel als
Weltkulturerbe bei der UNESCO zu registrieren. hailand protestierte gegen diesen
Vorshlag. Oiziell möhte die thailändishe Regierung nur, dass die Kulturstäte
unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt wird, was die Restaurierungsarbeiten
und den Ausbau als Touristenatraktion angeht. Aber natürlih muss man die
Wahrheit zwishen den Zeilen lesen: Wenn es bei dieser Auseinandersetzung nur
um die Restaurierung von alten Steinen gehen würde, wäre es niht notwendig,
Shützengräben auszuheben. Im Jahr 2008 veranstaltete die PAD regelmäßig De-
monstrationen auf der thailändishen Seite des Tempels - eine ultrakonservative Or-
ganisation, die ofen einen Krieg mit Kambodsha fordert. Im gleihen Jahr kam
eine Regierung in hailand an die Maht, die dieser Organisation nahesteht. Die
»Bangkok Post« ging dazu über, niht mehr von einem Khmer-Tempel, sondern
vage von einem »Hindu-Tempel« zu shreiben. Nahdem einige thailändishe De-
monstranten illegal die Grenze überquert haten und auf kambodshanishem Ge-
biet festgenommen worden waren, zogen beide Länder ihre Truppen um den Tempel
herum zusammen, und bald ielen die ersten Shüssen.
Worum es in Wirklihkeit geht, ist shwieriger zu erklären. Der Tempel ist zu
einem Symbol geworden. Es geht um die Frage, welhes der beiden Länder der Ge-
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