Travel Reference
In-Depth Information
Regel: »Was mahst du?« In Kambodsha ist es völlig nebensählih, »was man
maht«.
Man ist noh von viel mehr Dingen befreit als von den bloßen Äußerlihkeiten.
Man ist hier frei von vielen moralishen, juristishen und sozialen Beshränkungen,
die einem in Deutshland auferlegt sind. Das hört sih vielleiht toll an, tatsählih
sollte es aber eher Angst mahen. Niht alle können mit einer solhen Freiheit auh
umgehen. Manhe werden von ihrem Leben hier mitgerissen und davongetragen.
Wer sih selbst zerstören will - bite shön, hier wird Sie niemand aufhalten.
Das Kontrastmitel wirkt auh auf menshlihe Eigenshaten - sie werden ver-
stärkt, gute wie shlehte. Was in der westlihen Welt eine kleine Marote ist, über
die man leiht hinwegsehen kann, wird in Kambodsha zu einem tragishen
Charakterfehler. Wer niht mit Geld umgehen kann, wird sih hier ruinieren. Wer
jähzornig ist, wird hier ständig in Shlägereien verwikelt sein. Umgekehrt wird je-
mand, der verlässlih ist, hier Freunde fürs Leben inden. Ih habe mal einen Bekan-
nten gefragt, der Filmemaher ist, warum er in Kambodsha lebt. Er sagte: »Hier
blikst du den Menshen direkt in die nakte Seele.«
Ih habe Indohina zum ersten Mal 2003 als Bakpaker bereist. Auf dieser Reise
lernte ih in Phnom Penh meine heutige Frau Sreykeo kennen. Die ersten dramat-
ishen Jahre unserer Beziehung habe ih in dem Buh »Wohin Du auh gehst« fest-
gehalten, das später von Detlev Buk unter dem Titel »Same Same but Diferent«
verilmt wurde. Heute leben wir mit unseren drei Kindern hier, mit der sieben-
jährigen Rothana, die adoptiert und in Kambodsha aufgewahsen ist, und unseren
beiden Söhnen Lukas und Max.
Manhmal frage ih mih, ob ih niht deshalb hier bin, weil ih ein Trugbild ver-
folge. Weil ih noh einmal das Gefühl meiner ersten Indohinareise spüren will: Als
ih den Holzkohlengeruh der unzähligen Kohfeuer in die Nase sog, als eine Naht-
brise durh die Stadt wehte, als ih die Wärme des Asphalts spürte, der noh aufge-
heizt von der Nahmitagssonne war.
Es war das beraushende Gefühl roher, kompromissloser Freiheit, das mih
sühtig gemaht hat. Seither bin ih auf Entzug. Ih weiß, dass es nie wieder zurük-
kehren wird. Ih wünshe mir manhmal, dass ih endlih aufhören würde, zu hof-
fen. Dann könnte ih zurükkehren. Doh die Hofnung vergeht niht, sie hält mih
hier.
Bin ih hier glükliher als in Deutshland?
Nein. Aber ih lerne hier mehr.
Search WWH ::




Custom Search