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Zur Verteidigung der Regenzeit
Es wird Zeit, dass jemand ein gutes Wort für die Regenzeit einlegt. Wenn Freunde
aus Deutshland überlegen, ob und wann sie uns in Kambodsha besuhen, stellen
sie immer dieselbe Frage: »Wann ist denn die Regenzeit?« Die Monate von Juni bis
November, in denen der Südwestmonsun vom Indishen Ozean dike Wolken nah
Südostasien bläst - die gilt es zu vermeiden. »Warum nur?«, frage ih mih dann.
Wahrsheinlih stellen sih meine Freunde die Regenzeit wie einen deutshen
Herbst vor: Nahmitagsstunden, in denen sie mit einer Tasse Rooibostee in den
Händen an die Fenstersheibe starren und an Selbstzweifeln und Depressionen na-
gen, hohgestellte Mantelkrägen und laufende Nasen, Aspirin und Nasivin. Sie
fürhten, dass sie die wenigen Wohen Urlaub, die sie haben, in einem Hotelzimmer
verbringen müssen. Dass sie den ganzen Tag in einem Reiseführer blätern werden,
nur um sih vor Augen zu führen, welher Spaß ihnen gerade entgeht. Regen heißt in
Deutshland nun mal: drinnen bleiben. Ih sage ihnen dann: »Keine Sorge, euh wird
hier mit Siherheit niht langweilig. Das haben Exbürgerkriegsgebiete so an sih!«
Aber das überzeugt sie auh niht.
Ih habe immer das Gefühl, dass ih die Regenzeit verteidigen müsste. Was wird
ihr niht alles vorgeworfen - niht nur die Tatsahe, dass es in der Regenzeit eben
regnet. Ih würde mir wünshen, nur ein einziges Mal die Zeitung aufzushlagen und
die Übershrit zu lesen: »Wir sind geretet - die Regenzeit ist da!« Aber nein,
statdessen warnen die Zeitungen vor allerlei Krankheiten, die man sih von Mai bis
November holen kann: Durh Wasser übertragene Durhfallerkrankungen, Grippe
und Lungenentzündung, Leptospirosis und das durh Müken verbreitete Dengue-
ieber. Garniert wird die Sammlung der Hiobsbotshaten zur Regenzeit noh mit
Berihten von Übershwemmungen und unterhöhlten Straßen.
Vielleiht muss ih erst die Trokenzeit beshreiben, um deutlih zu mahen, wie
wunderbar die Regenzeit ist. Morgens weken mih Sonnenlihtstrahlen, die durh
die Ritzen der Fensterläden fallen. Sie sind so heiß, als würden sie durh ein
Brennglas gebündelt. Shon wieder Sonne! Shon beim Aufstehen ist die Haut
klebrig. Das Land ist eine rotbraune Wüste aus abgeernteten Feldern, auf denen ver-
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