Travel Reference
In-Depth Information
der stellvertretende Verkehrsminister Nguyen Viet Tien. Zeitungen berihteten sogar
über Verwiklungen des Premierministers Phan Von Khai. Diese Ereignisse elektris-
ierten die Journalisten in Vietnam und die ausländishen Beobahter. Zum ersten
Mal war in dem Land wirklihe Pressefreiheit praktiziert worden. Der
PMU-18-Skandal beherrshte auh den 10. Nationalkongress der Kommunistishen
Partei, während dem der Premierminister Phan Von Khai in aller Stille auf eine
Wiederwahl verzihtete.
Doh dann änderte sih alles. Der Fall nahm eine überrashende Wendung, als
der stellvertretende Verkehrsminister Nguyen Viet Tien Anfang 2008 plötzlih von
allen Anklagepunkten freigesprohen wurde. Nur zwei Monate später, am 12. Mai,
wurden die beiden Journalisten verhatet. Man warf ihnen »falshe Berihterstat-
tung« und »Missbrauh demokratisher Rehte zur Verletzung der Interessen des
Staates« vor. Nguyen Viet Chien, der seine Berihterstatung vor Geriht vertei-
digte, wurde zu zwei Jahren Hat verurteilt. Nguyen Van Hai, der sih reuig zeigte
und auf shuldig plädierte, kam mit einer Bewährungsstrafe davon.
Als ih von diesen Ereignissen im Internet las, ließen sie mih verblüft zurük.
Warum wurde dieses kurze Aulammen der Pressefreiheit für kurze Zeit zu-
gelassen, um es danah umso erbarmungsloser wieder zu erstiken? Wurde die
Partei einfah von der Dynamik der Entwiklung ershrekt? Oder stekte mehr
dahinter? Dieses Gefühl der Ratlosigkeit, das mih beiel, kennen Vietnamesen nur
zu gut. Man nimmt es ohne große Regungen hin, als handele es sih um den Weter-
beriht. Da das Weter ohnehin von Mähten bestimmt wird, auf die man keinen
Einluss hat, empört man sih auh niht, wenn es mal hagelt. Manhe sagen, der
Skandal sei nihts anderes gewesen als eine der Shlammshlahten zwishen ver-
shiedenen Lagern innerhalb der Kommunistishen Partei, die regelmäßig im Vor-
feld des Nationalkongresses statinden - eine eingefädelte Inszenierung, um die
Position des Premierministers zu shwähen. Die Journalisten seien dabei nihts an-
deres gewesen als nützlihe Idioten.
Ih will hier niht den Eindruk erweken, dass Vietnam noh immer die autor-
itäre Diktatur sei, die es vor zwanzig Jahren war - seine Einwohner genießen heute
Freiheiten, von denen sie vor einem Jahrzehnt noh niht einmal geträumt haben.
Aber ih kann mih des Eindruks niht erwehren, dass diese Öfnung eher aus
einem taktishen Kalkül der Führung heraus geshieht, keineswegs aufgrund einer
selbstkritishen Überprüfung. Manhe westlihe Beobahter sehen in den wenigen
Jahren der relativ großen Meinungsfreiheit um die Mite des letzten Jahrzehntes
Search WWH ::




Custom Search