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niht mehr als ein Manöver, um das westlihe Ausland milde zu stimmen und Viet-
nams Beitrit zur WTO zu beshleunigen.
Wie die Spitzel, die meinen Freund zum Eistee einladen, versuht auh die Partei,
die Natur der Repression so gut es geht zu vershleiern. Dass Facebook gesperrt ist,
wurde bis heute nie von öfentliher Seite zugegeben. Cu Huy Ha Vu zum Beispiel,
ein Anwalt, der den Premierminister wegen der Genehmigung einer umstritenen
Bauxitmine anklagte, wurde zuerst wegen seiner angeblihen Kontakte zu einer
Prostituierten verhatet. Erst als ofensihtlih wurde, dass diese Anklage haltlos
war, wurde er nah dem Propagandaartikel 88 angeklagt. Ein bekannter politisher
Blogger wurde wegen angebliher Steuerhinterziehung verhatet.
Mein Freund zahlt - diesmal ist er ganz der Vietnamese. Wir gehen auf die
Straße. Dort fallen mir Plakate und Banner auf, die an den eigens dafür vorgese-
henen Halterungen der Laternenpfähle angebraht sind. Sie zeigen Arbeiter und
Soldaten, welhe die Fäuste in den Himmel reken - wie in alten Zeiten. »Um was
geht es denn da?«, frage ih.
Mein Freund sheint die Plakate gar niht mehr wahrzunehmen - er hat sie aus-
geblendet, so wie man die Anzeigen übersieht, wenn man durh eine Zeitshrit
blättert. Er muss noh mal genau hinblinzeln, um mir sagen zu können, für was sie
werben: den 11. Nationalkongress der Kommunistishen Partei. Solhe parteipolit-
ishen Ereignisse werden in Vietnam ohne Interesse oder Emotion hingenommen.
Der alle fünf Jahre statindende Kongress wird wie immer hinter geshlossenen
Türen abgehalten. Lediglih bei der Eröfnungs- und Shlusszeremonie, die mit viel
Fahnenshwenken gefeiert wird, ist die Presse zugelassen. Auh die Wahlen zu den
Volks- und Gemeinderäten, der untersten Shiht des ans Rätesystem angelehnten
Regierungssystems, inden ohne Wahlkampf und Emotionen stat - man kann ohne-
hin nur die Kandidaten wählen, die von der Partei aufgestellt worden sind.
Diese Gleihgültigkeit gegenüber politishen Ereignissen ist ein Lebensgefühl, in
das sih die Menshen aus den westlihen Demokratien nur shwer hineinversetzen
können. Keiner weiß, was in diesem Land los ist. Und am wenigsten die Vietnames-
en selbst. Skandale wie der um PMU-18 werfen ein sekundenlanges Shlagliht auf
Vorgänge, die sonst im Dunklen liegen, so wie ein Gewiter eine nähtlihe Land-
shat erhellt. Sie zeigen, mit welhem Selbstverständnis die Männer, die dieses Land
regieren, handeln.
Ih verabshiede mih von meinem Freund und bedanke mih. »Nenn meinen Na-
men niht in deinem Buh«, sagt er noh. Und dann sagt er mir noh etwas. Er habe
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