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nah Artikel 88 des Strafgesetzbuhes nah sih ziehen, der eine Strafe von bis zu
zwanzig Jahren Hat vorsieht. Artikel 88 ist das bevorzugte Instrument, um
aufmüpige Blogger und Journalisten kaltzustellen. Hinter dieser Linie liegen auh
alle Initiativen zu gesellshatliher Veränderung, die niht von der Partei ausgehen,
selbst wenn sie die Partei niht direkt kritisieren - zum Beispiel die Kirhen. Man
darf Marx und Lenin kritisieren. Das maht die Partei seit doi moi selbst die ganze
Zeit: die Lehren der beiden heoretiker sollen der »vietnamesishen Realität« ange-
passt werden. Es ist auh kein Problem, gesellshatlihe Missstände zu benennen -
zum Beispiel die weitverbreitete Korruption. Das ist sogar erwünsht. Wihtig ist al-
lerdings, bei dieser Kritik abstrakt zu bleiben. Wenn man bei seiner Kritik konkrete
Namen von korrupten Kadern und Beamten nennt, dann fällt sofort die Axt. Man
kann sogar die Partei selbst kritisieren. Hier maht der Ton die Musik. Es ist heute
zum Beispiel völlig in Ordnung, die Landreform der Fünfzigerjahre zu kritisieren -
solange man bei seiner Kritik feststellt, dass dies ein Fehler der Vergangenheit
gewesen sei, der von der Partei erkannt und korrigiert worden ist. Wihtig ist, das
betont die Partei immer wieder, »Optimismus« zu verbreiten. Kein Wunder, dass die
Vietnamesen in Umfragen beim Optimismus im Ländervergleih immer weit vorn
liegen.
Es gibt natürlih auh Menshen, die Helden sein wollen. Von denen liest man
dann in den Berihten von Amnesty International und Human Rights Wath. Ihre
Geshihten zeigen, was passiert, wenn man die dünne Linie übershreitet. Da sind
zum Beispiel die beiden Journalisten, die dabei halfen, den größten Korrup-
tionsskandal in Vietnams Geshihte aufzudeken. 2004 veröfentlihte die viet-
namesishe Regierung einen Aufruf an alle Journalisten, Korruption unter Beamten
an die Öfentlihkeit zu bringen. Vietnam shien sih wirklih zu verändern. Zwei
Reporter, Nguyen Van Hai von der Zeitung Tuoi Tre (»Jugend«) und Ngyuen Viet
Chien von hanh Nien (»Junge Menshen«), nahmen den Aufruf allerdings etwas
zu wörtlih. Sie halfen dabei, einen Skandal in der Einheit PMU-18 des
Verkehrsministeriums aufzudeken. Deren Mitarbeiter haten Gelder eines Fonds
für Straßen- und Brükenbauprojekte veruntreut, in den neben Steuereinnahmen
auh Gelder für Entwiklungshilfe der Weltbank und Japans gelossen waren. Unter
anderem haten die Beamten 1,8 Millionen US-Dollar bei Sportweten auf Fußball-
spiele in Europa gesetzt. Auszahlungen sollen für Prostituierte und den Kauf von
Luxusautos verwendet worden sein. Der Skandal führte zum Rüktrit des
Verkehrsministers und zu Hatstrafen für neun Angestellte von PMU-18, darunter
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