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meistershat. »Das ist unverfänglih«, sagt er. Soll heißen: ungefährlih. Eine
direkte Zensur, ausgeübt durh Beamte mit Shere und Shwarzstit, indet bei sein-
er Arbeit niht stat.
Statdessen gibt es ein wöhentlihes Trefen der Chefredakteure von sämtlihen
Zeitungen der Stadt im Büro der staatlihen Nahrihtenagentur Vietnam New
Agency. Die ist praktisherweise im gleihen Gebäude wie die Zeitung, für die mein
Freund shreibt. Er weiß niht, was genau während dieser Trefen passiert, da er ja
selbst nur ein einfaher Journalist ist und niht teilnehmen darf. Aber siher ist,
dass die Chefredakteure darauf ahten, dass keiner aus der Reihe tanzt. Das reiht.
Niht nur bei der Berihterstatung, shon bei der Wahl der Worte ahten die
Journalisten darauf, was sie shreiben. So tauht in Vietnams Zeitungen keine
»Nihtregierungsorganisation« auf - allein das Wort könnte shon unterstellen,
dass sih hier eine Gruppe von der Regierung abgrenzen will. Statdessen shreibt
man »Zivilgesellshatlihe Organisation«.
Einmal hat sih der zuständige Chefredakteur bei meinem Freund beshwert, weil
er ein Zitat aus einem Gediht des Revolutionsdihters Too Huu verwendet hate, in
dem dieser die Soldatenfrauen pries. Übrigens war Too Huu ein Poet, der mal in
einem Gediht zum Tode Stalins shrieb, dass er den Diktator mehr liebe als seine
eigene Familie. Der Text meines Freundes war eine Lobrede auf einen Fußball-
shiedsrihter, der für seine komplete Haarlosigkeit bekannt ist. Der Titel lautete:
»Man brauht keinen Bart, um ein Held zu sein.« Irgendjemand fand das niht
lustig. »Wir haben siebenhundert Zeitungen, aber nur einen Chefredakteur«, sagen
die Vietnamesen.
Subtil ist auh die Präsenz der Staatsmaht. Wegen seiner Tätigkeit als Überset-
zer kommt mein Freund viel mit ausländishen Gästen zusammen. Er kriegt deshalb
hin und wieder Anrufe, die ihn zu einem Trefen in einem Café einladen. Der An-
rufer ist immer sehr freundlih, sehr hölih. Mein Freund muss dann seine
Entsheidung trefen. Es gibt keinen Zwang, zu diesen Trefen zu kommen. Aber er
weiß auh niht, ob er sih einem Risiko aussetzt, wenn die Gründe für seine Absage
zu ofensihtlih sind. Also geht er hin und wieder mal hin. Er wird natürlih einge-
laden, bestellt aber nur einen Tee mit Eiswürfeln - weil es das billigste Getränk ist,
das es in vietnamesishen Cafés gibt. Seine Gegenüber sind keineswegs kommun-
istishe Kinnmuskelspanner. Es sind gebildete junge Männer mit guten Manieren,
die in Australien oder England studiert haben. Sie treten in Zivil auf. Er sagt, man
erkenne sie nur an der Art, wie sie sih bewegen und hinsetzen, die zu selbstbewusst
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