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Wände, ein Uniformierter hinter einem Shreibtish, ein Bild von Ho-Chi-Minh an
der Wand hinter ihm, eine Uhr und der Spruh »Dem Volk dienen«, in gelber Shrit
auf rotem Grund. Was wird hier noh verteidigt? Was bedeutet hier Kommunismus?
Ist die Ideologie von Marx und Engels nur noh Folklore, inhaltsloses Fahnenge-
fuhtel? Oder steht mehr dahinter?
In den Straßen sehe ih Touristen aus den westlihen Demokratien, die in T-
Shirts mit dem Porträt Ho-Chi-Minhs und dem fünfzakigen Stern herumlaufen.
Wissen die wirklih, was sie sih da anziehen? Wenn ih Reiseführer oder Zeitungs-
berihte über Vietnam lese, bin ih überrasht, wie sympathish das kommunistishe
Regime dargestellt wird und wie shnell man bereit ist, dessen Geshihtsshreibung
zu übernehmen. Die Kommunistishe Partei Vietnams genießt einen Shutz durh
die westlihen Medien, von dem die politishen Funktionäre in China nur träumen
können.
Während man zugibt, dass die Partei »zuweilen auh grausam« gewesen sei, so
wird sie doh für ihre »Standhatigkeit« und »Hartnäkigkeit« im Kampf um die
nationale Unabhängigkeit gelobt. Besonders betont wird, wie »pragmatish« die
Partei sei, wenn es um die wirtshatlihe Erholung des Landes gehe. Die Sympathie
für die KPV stammt wahrsheinlih noh aus der Zeit der Studentenproteste in den
Sehziger- und Siebzigerjahren.
Ohne Frage - Vietnam verändert sih. Die wirtshatlihe Öfnung zum Ausland
hat auh neue politishe Freiheiten mit sih gebraht. Aber ist es wirklih die Partei,
welhe die wirtshatlihe und politishe Entwiklung vorantreibt? Oder ist es niht
vielmehr so, dass die Kader alle Veränderungen, die sie niht mehr verhindern
können, erst im Nahhinein durh Gesetze legitimieren und als ihre eigene Initiat-
ive ausgeben und so ihr Gesiht zu wahren versuhen?
Ih würde gern glauben, dass Vietnam unaufhaltsam auf dem Weg in die Freiheit
ist. Aber in Momenten, wie dem im Gespräh mit meinem Freund, wird mir wieder
klar, dass es ein Land ist, in dem jeder Mensh von einer unsihtbaren dünnen Linie
umgeben ist. Die Linie ist jedem ständig bewusst, niemand darf sie je übershreiten.
»Jeder Bürger kennt seine Grenze, die Shere im Kopf funktioniert perfekt«, sagt
mein Freund.
Im Alltag der Vietnamesen kontrolliert die dünne Linie das Leben auf eine subtile
Weise, die Polizeipräsenz niht notwendig maht. Mein Freund arbeitet zum Beispiel
auh als freier Journalist für vietnamesishe Zeitungen. Er berihtet über ausländis-
he Kultur, shreibt über Harley-Davidson-Trefen in den USA und die Fußballwelt-
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