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was sie verdienten.« Lange Zeit war der Friedhof unzugänglih, von einer hohen,
mit Staheldraht bekränzten Mauer umgeben - Angehörigen der Soldaten war es
verboten, die Gräber ihrer Eltern und Geshwister zu plegen, die auf der »falshen«
Seite gekämpt haten. Heute ist der Friedhof der letzte seiner Art, wobei die Anlage
nur aufgrund ihrer abgelegenen Lage und ihrer shieren Größe erhalten geblieben
ist. Andere Soldatenfriedhöfe der südvietnamesishen Armee wurden planiert und
in Industrieanlagen, Parks oder Spielplätze umgewandelt. Der Friedhof von Bien An
veriel. Als in den Neunzigerjahren das Wirtshatswahstum einsetzte, kreisten In-
dustrieparks, Bauhöfe und Materiallager den Friedhof ein, auf einem Teil des
Geländes wurden eine Ziegelei und ein Wasseraufbereitungswerk eingerihtet. Die
Menshen, die hier beerdigt sind, gerieten in Vergessenheit.
Vergessen wurden sie niht nur von den Feinden, sondern auh von den einstigen
Verbündeten. Sowohl die Amerikaner als auh die heutige vietnamesishe Führung
neigen dazu, den Krieg als einen Konlikt zwishen US-Soldaten und Kommunisten
darzustellen. Doh die Wahrheit ist: Es war ein Bürgerkrieg, in dem auf beiden
Seiten vor allem Vietnamesen kämpten und starben und in dem die amerikanishe
Einmishung nur ein Nebenaspekt war. Die wenigsten wissen, dass die Verluste der
ARVN mit 20 000 Toten mehr als viermal so hoh waren wie jene der Amerikaner.
Es gibt unzählige Büher und Filme über die US-Soldaten im Vietnamkrieg. Manhe
stellen sie als Helden, manhe als Mörder und manhe als normale Menshen dar -
aber alle legen Wert darauf, dass man sih an die Gefallenen erinnert. Die viet-
namesishe Regierung unterstützt die amerikanishen MIA-Teams noh heute
bereitwillig bei der Suhe nah vermissten US-Soldaten. Umgekehrt gibt es keinerlei
Initiative, um das Shiksal vermisster ARVN-Soldaten aufzuklären. Das Erinnern
erfolgt selektiv: Shlahten, welhe die ARVN allein geshlagen haben, sind heute
vergessen. Shlagwörter wie Hamburger Hill und Khe Sanh sagen hingegen den
meisten etwas. Aber wer hat shon von der Shlaht um Kontum gehört?
Immerhin, etwas ändert sih. 2006 wurde der Friedhof von den Behörden wieder
freigegeben - das Tor ist wieder ofen. Am Eingang sitzt ein freundliher Mann in
einem hellblauen Hemd. Er weist den Besuher geduldig darauf hin, dass dies kein
Soldatenfriedhof mehr sei, sondern heute ein »ganz normaler Friedhof«. Trotzdem
möhte er einen Pass sehen und shreibt die Daten aller Besuher in eine blaue
Kladde - ungewöhnlih für einen »ganz normalen Friedhof«. So verfährt die Politik
der Kommunistishen Partei mit den toten Feinden von einst: Man erklärt ihren
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