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Das Boot ist häuslih eingerihtet wie ein seit Jahren gebrauhter Familienbus:
Kleiderhaken an der Wand neben dem Führersitz, daneben ein hinesisher
Abreißkalender, der zwar das Datum des gregorianishen Kalenders zeigt, daneben
aber auh das des hinesishen Kalenders und die Mondphasen - unentbehrlih in
einer Region, in der Astrologie eine so große Rolle spielt. Blau-shwarz-weiß-
gestreite Planen shützen uns vor der Sonne und erinnern an die Vorhänge an
einem Kühenfenster. Die Frau troknet Fishe in einem Plastikkorb auf dem Dah.
Andere Dinge auf dem Boot sind gar niht asiatish: Zum einen gibt es ein hal-
biertes Plastikfass, das als Mülleimer dient. Sehr ungewöhnlih für Kambodsha
und eindeutig ein Zugeständnis an westlihe Gewohnheiten - Kambodshaner und
Vietnamesen würden ihren Müll einfah über Bord shmeißen. (Und wahrsheinlih
mahen sie genau das, wenn die Touristen weg sind.) Zum anderen gibt es einen
Vershlag aus Holz, an dem »Toilet« steht. Darin thront ein westliher Toiletensitz,
»American Standard«, der ständig vom Kühlwasser des Motors durhspült wird -
eine asiatish-pragmatishe Konstruktion. Was für Szenen müssen sih an jenem
Tag abgespielt haben, an dem die beiden lernen mussten, dass westlihe Touristen
immer Toileten mit vershließbarer Tür und Mülleimer um sih haben müssen? Die
Besitzer des Bootes kennen ihr Geshät.
Der Bootsführer und seine Frau sind niht sehr gesprähig. Ih sprehe ihn auf
Khmer an, aber er weist meine Kommunikationsversuhe entrüstet zurük. Es stellt
sih heraus, dass er und seine Frau Vietnamesen sind und weder English noh Kh-
mer sprehen. Meine Unterstellung, dass er Kambodshaner sein könnte, sheint ihn
geradezu zu beleidigen. Die Tatsahe, dass das Paar jeden Tag mit seinem Boot tief
in das Land der Khmer hineinfährt und mit kambodshanishen Geshätspartnern
verhandeln muss, dabei aber kein Wort Khmer spriht, überrasht auf den ersten
Blik.
Es gibt eine große vietnamesishe Minderheit in Kambodsha - bekanntestes
Beispiel für eine vietnamesishe Siedlung in Kambodsha ist das shwimmende Dorf
auf dem See Tonle Sap im Süden Siem Reaps. Umgekehrt gibt es eine große kam-
bodshanishe Minderheit in Südvietnam, die in ihren eigenen Dörfern lebt, ihre ei-
genen Pagoden besuht und ihre eigene Sprahe spriht. Die Völker bleiben allerd-
ings unter sih - Ehen zwishen Kambodshanern und Vietnamesen sind selten.
Eine derartige Feindlihkeit der Kambodshaner gibt es gegenüber anderen Minder-
heiten niht. Die Chinesen zum Beispiel, die meist in den Städten leben, sind seit
Jahrhunderten voll in das kambodshanishe Leben integriert, sie werden von den
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