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besonders hart. Anfang des 19. Jahrhunderts lit Shweden unter den Folgen der na-
poleonishen Kriege, der Kartofelanbau half nur über die gröbsten Hungersnöte
hinweg. Tagelöhner und Wanderarbeiter, die sih als Baumfäller oder Flößer verdin-
gten, wurden ot niht mit Geld, sondern mit billigem Shnaps entlohnt. Die Armen
wohnten in Erdhüten und »wärmten sih an Dung und Stroh, wie die Bewohner der
Ebene südöstlih von Malmö, oder an Tang, wie es die Küstenbewohner in Halland
tun, oder an Fishgräten, wie es an den Küsten Bohusläns geshieht«, shrieb der
Nationalökonom Agardh Mite des 19. Jahrhunderts und warnte vor einer
Massenauswanderung der shwedishen Bevölkerung. Noh in den Vierzigerjahren
des vorigen Jahrhunderts wurden in vielen Familien selbst geplükte Preiselbeeren
mit Milh und zerbröseltem Knäkebrot in Ermangelung anderen Zukerzeugs
tagaus, tagein als Süßspeise gegessen. Erst die Erzindustrie brahte die Wirtshat
ins Rollen, allerdings auh die großen wilden Wälder ins Wanken; der Stahlgewin-
nung iel vor allem in Nordshweden massenweise Wald zum Opfer.
Das Erlebnis Armut kann heute in zu Museen umgestalteten Gehöten für ein
paar Kronen erstanden werden; hier können sih die Besuher an den niedrigen
Türrahmen authentish die Köpfe stoßen, den shimmeligen Geruh enger Holzko-
jen einatmen und etwas Ruß, der von den gusseisernen Töpfen an der Wand lokt,
als Erinnerung an shlehte Zeiten mit nah Hause nehmen. Heute ist Shweden das
Land mit der geringsten Armut in der EU. Nur rund ein Prozent der Einwohner
leben laut dem shwedishen Statistishen Zentralamt unter Umständen, die gemäß
der EU-Deinition von shwerer materieller Armut gekennzeihnet sind.
Nicht das Wetter ist schlecht, sondern deine Kleidung!
Natürlih spielt die Natur dort eine größere Rolle, wo Jahreszeiten und Weter einen
stärkeren Einluss auf Gemütslagen und Bewegungsfreiheit der Menshen haben;
dunkle Wintertage werden dunkler, je länger sie dauern. Umso hetiger briht in den
wenigen hellen Sommernähten das Leben auf. Trotz globaler Erwärmung und einer
Temperatur, die aufgrund der Einlüsse des warmen Golfstroms um etwa aht Grad
Celsius höher liegt als in anderen Ländern desselben Breitengrads, bleibt die Sonne
lühtig und unzuverlässig. Die Hauptrolle spielt das Tagesliht. Im Winter wird es
selbst im einigermaßen südlih gelegenen Stokholm bereits um drei Uhr nahmit-
tags dunkel; hell wird es erst wieder nah neun. Gegen die Winterdepression, die so
verbreitet ist, dass man ihr den Fahbegrif Seasonal Afective Disorder verlieh,
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