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helfen außer selbst gebranntem Shnaps und Flugreisen in den Süden nur Liht-
bäder unter den Tageslihtlampen einiger Cafés in Göteborg oder Stokholm. (Wer
es sih leisten kann, verbringt den Winter gleih in hailand.) Früher musste man
sih mit Kienfakeln behelfen, die im hohen Norden auh tagsüber bei der Arbeit
brannten, und wer sih versengte, bekam ein Harzplaster aufgeklebt; eine Salbe, die
aus Fihtenharz, Shafstalg und Eigelb zusammengekoht wurde.
Das Weter ist ein so existenzielles hema, dass man sih darüber stundenlang
unterhalten kann, ohne dass jemand den Eindruk hat, es handle sih um Small
Talk. Grundsätzlih gilt: »Es gibt kein shlehtes Weter; du bist nur niht passend
gekleidet.«
Niht zufällig hat ein Shwede die Temperaturmessung erfunden. Anders Celsius
deinierte 1742 die nah ihm benannte Temperatureinteilung Grad Celsius, allerd-
ings stand sie bei ihm noh auf dem Kopf: Er legte den Siedepunkt bei 0 Grad, den
Gefrierpunkt bei 100 Grad fest. Erst sein Shüler Carl von Linné stellte diese Mes-
sung vom Kopf auf die Füße.
Die Ankunt des Frühlings wird für shwedishe Verhältnisse geradezu orgias-
tish begrüßt. Zu Valborg, der Walpurgisnaht, werden überall im Land riesige
Feuer entzündet, Männerhöre singen, seriös wirkende Menshen fassen sih wie
Kinder an den Händen und shmetern ein vierfahes »Hurra!« in die noh kalte
Lut; ein Jubelshrei, der gewöhnlih auf Geburtstagsfeiern dem Geburtstagskind
entgegenshallt.
Zeigt sih die Sonne zum ersten Mal länger, bestätigt sih allerorten eines der un-
ausrotbarsten Klishees, das über die Bewohner des Nordens kursiert: Sie werfen
die Kleider vom Leib und halten diesen so lange in die Sonne, bis er rot ist wie die
Krebse im August. Bei knappen zwölf Grad werden Six-Pak-Bäuhe und
Dekolletés, umspielt vom zartesten Tüllstöfhen, ins noh sehr dünnlihe Liht
gerekt. Die Uferpromenaden sind mit elegant hohsommerlih gekleideten Wesen
bedekt, obwohl die Weißweinshorle, die ein ebenfalls kurzärmeliger Kellner ser-
viert, bald eine dünne Eisshiht ziert. Und auf den großen Fähren sitzt man mit Bi-
er und Alleinunterhaltermusik noh dann glüklih und nur mit Shorts und Shlap-
pen bekleidet an Dek, wenn vom ofenen Meer shon eine derart sharfe Brise weht,
dass sonnenverwöhntere Menshen längst die Kapuzen ihrer Windjaken festgezurrt
haben.
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