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Auh Göteborg wurde von Fremdarbeitern errihtet. Die Göteborger vertrauten
auf die Niederländer, damals Spezialisten im Bauen auf Marshboden. Sie versor-
gten die Stadt an der Westküste mit Grahten und Kanälen, von denen heute die
meisten zugeshütet sind. Die regelmäßige Rehtekstruktur der Häuserblöke in
der Altstadt zeigt, wie sehr die einstige Siedlung durhgeplant war. Auh hier war
der Stadtrat multinational besetzt: 1641 gab es vier Shweden, drei Deutshe, zwei
Shotten und drei Niederländer. Göteborgs Kauleute stammten häuig von Shoten
oder Nordengländern ab, die in ihren Heimatländern wegen ihrer Religion verfolgt
wurden. Jüdishe Familien, die sih ansiedelten, brahten jüdishen Humor unter
die etwas ekigen Shweden, und die ersten Finnen fühlten sih im Göteborg des
16. Jahrhunderts shon fast wie im Süden. Zuletzt mahten rumänishe Einwander-
er von sih reden. Sie versuhten, sih mit einem Instrument auf der Straße zu
verdingen, das sie aber nur begrenzt beherrshten. Über dieses nervige Drei-Ton-
Gedudel wurde der Stadtrat so sauer, dass er 2009 die Straßenmusik ganz verbot.
Auf der Avenyn wurde es still, bis die regulären Straßenmusiker ein solhes Gezeter
anstimmten, dass dem Stadtrat die Ohren abielen. Auh wurde klar, dass die
Entsheidung weder touristenfreundlih noh integrationsfördernd war. Die stolzen
Gesihter auf den meterhohen Bollern am Eriksbergskai bleiben davon unberührt.
Sie bliken in die Ferne und erinnern in ihrer shönen Fremdheit an die multiethnis-
he Geshihte der Stadt. Der Künstler Torsten Jurell hat die bemalten Holzskulp-
turen Mite der Neunzigerjahre geshafen und nah der Sonne und den Winden
benannt.
Über eine Million Zugewanderte gibt es derzeit in Shweden. Das war niht immer
so. Niemand wollte in dieses von Armut und einem rauen Klima geprägte Land.
Jedenfalls waren die Samen bis zum Zweiten Weltkrieg die einzige ehte Minder-
heit. Und im 19. Jahrhundert wanderten die Leute aus stat ein.
Als beinahe jede Arbeit nur noh mit billigem Shnaps und niht länger mit Brot
oder gar Geld entlohnt wurde, pakten viele Einheimishe ihre Sahen. Die meisten
gingen nah Amerika. Auf diese Weise wäre Chicago Ende des 19. Jahrhunderts bei-
nahe zu einem zweiten shwedishen Stadtstaat geworden; hier gab es mehr Sh-
weden als in Göteborg. Nahdem sih das Land zwishen 1850 und 1930 um ein Fün-
tel geleert hate, beshlih jene, die zurükgeblieben waren, die dunkle Ahnung,
dass sie so viel Einsamkeit nun auh wieder niht gewollt haten. Sie stellten fest,
dass sih das Beharren auf der eigenen, bedingungslosen Autonomie niht lohnte,
wenn es auf den Nahbargehöten niemanden gab, demgegenüber sie behauptet
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