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zwei Zapfsäulen die wenigen Bewohner am Ostufer des Fryken mit Benzin versorgt
hatten, im Laden wurden Zeitungen und kanelbullar verkaut, jene klebrigen
Zimtshneken, die im ganzen Land verbreitet sind.
Rot hält länger
Meine Villa war weiß gestrihen. Sie war zweistökig und stand auf einer Hü-
gelkuppe. Aus der Ferne sah man sie leuhten. Beim Näherkommen begann die
Farbe allerdings zu blätern. Die Nahbarn, von denen es zwei in unmitelbarer
Nähe und weitere aht im Umkreis von fünf Kilometern gab, empfahlen mir, das
Haus noh vor dem Winter zu streihen. Ih sollte auf keinen Fall weiße, sondern
rote Farbe verwenden, jenes Rot, das seit Ende des 18. Jahrhunderts Teil der
shwedishen Nationalromantik geworden ist. Sie haten niht vor, mih zu einer
ehten Shwedin zu mahen. Sie wollten mih nur beshützen.
Das faluröd ist niht nur eine Farbe. Wer in einem roten Haus mit den typishen
weißen Kanten wohnt, wohnt in einer Tradition, die im 16. Jahrhundert ihren Ur-
sprung bei den höheren Ständen hat. Die shwedishen Kauleute waren die Ersten,
die ihre Häuser rot streihen ließen. Diese Idee kam ihnen niht unbedingt, weil sie
ästhetish besonders auf der Höhe gewesen wären. Sie wollten vielmehr, dass ihre
Holzhäuser den Baksteingebäuden reiher Handelsleute in Lübek und anderswo
auf dem Kontinent ähnelten. Sie shienen darauf zu vertrauen, dass sih, wenn's
draußen rot aussieht, drinnen der Reihtum shon einstellen würde. Und für eine
Weile behielten sie sogar reht. Die frishe Farbe shien das Geld anzuloken wie In-
sekten, und bald war genug zusammengekommen, um Shweden unter Gustav Vasa
zu einer europäishen Großmaht erstarken zu lassen, die niht nur die skandinav-
ishen Nahbarn, sondern auh den gesamten nordeuropäishen Raum beherrshte.
Erst zweihundert Jahre später war die Farbe so troken, dass die Münzen abbläter-
ten, das Imperium zeriel und man einen General aus der Armee Napoleons als
hronfolger einsetzen musste, weil kein Einheimisher das mehr mahen wollte.
Jean Bernadote hielt 1810 seine Inaugurationsrede auf Pidginshwedish und
shrieb nah Hause: »Der Wein ist grauenhat, die Leute haben kein Temperament,
und niht mal die Sonne strahlt Wärme aus.«
Bald darauf gehörte das Land zu den ärmsten Europas. Kein Wunder, dass die
rote Farbe, die einst Wohlstand und Maht repräsentiert hate, sofort Gegenstand
einer romantishen Sehnsuht, einer Vergangenheitsverklärung wurde und nun
