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lem diese langsame, sih durh die Geshihte ziehende Ausbildung des Bewusst-
seins war, die es möglih mahte, in einer aufgeriebenen Zeit, in einer Zeit
wirtshatliher und sozialer Not tatsählih in einem friedlihen Ideal mehr Sex-
Appeal zu sehen als in shnellen Feindbildern und der einfahen Verlokung von na-
tionaler Maht, Herrshat und Gefolgstreue, die in Deutshland so gut funk-
tionierte. In Shweden mahte man sih daran, langsam das zu shafen, wovon Olof
Palme später sagen würde:
»Diese Gesellshat sollte weniger auf endlosen Konlikten und Konkurrenz ber-
uhen als vielmehr auf Zusammenhalt und ehter Gemeinshat. Das ist die Idee des
›Volksheimes‹, die Vision von einer Gesellshat als einem guten ›Heim‹, in dem wir
uns umeinander kümmern und füreinander die Verantwortung übernehmen.«
Schön wie Nebel
Als ih ins Grandhotel nah Saltsjöbaden fahre, ist aus dem Speisesaal für alle eine
Juniorsuite für wenige geworden. Eine Naht kostet zwishen fünfhundert und
siebenhundert Euro. Privatisierung und Globalisierung haben das Volksheim aufge-
weiht. Die Telefongesellshat TeliaSonera, die Bankengruppe NORDEA und weit-
ere staatlihe Firmen wurden verkaut, die Arbeitslosenversiherung, die einmal
dazu da war, Arbeitnehmer unabhängiger zu mahen, weil sie bei shlehten Bedin-
gungen leihter kündigen konnten, wurde gekürzt. Der Ort selbst sheint allerdings
in eine Zeitshleife geraten zu sein. Er kreist noh immer in den Zwanziger- und
den Dreißigerjahren, in der Zeit des Aufbruhs. Vor dem Hotel klingeln die Signale
einer blauen Shmalspurbahn.
An den Zimmerdeken lakert das Meer. Mit dem Liht aus der Buht vor den
Fenstern dringt der Geruh nah Holz und gegrilltem Fish herein. Segelboote liegen
im Hafen. In der Ferne ist ein Badehaus zu sehen. Das Badehaus trägt noh die Ori-
ginalfarben. Über den Anstrih sheinen die Jahrzehnte spurlos hinweggegangen zu
sein. Auh die still im Liht liegende Hotelterrasse, die Damen mit Hut in der
Hafenbar und ein auf einem Felsen erbautes Jugendstilhaus mit Blik über die
Shären künden unberührt von früher. Das Jugendstilhaus mit einer Fassade, die
aussieht wie Adlergeieder, gehörte einst einem Mann, der zehn Jahre lang der
reihste Mann Shwedens gewesen war. Heute wahen in seiner Villa jeden Morgen
fünf Familien mit dem grandiosen Ausblik über die Shären auf.
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