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des Herrshens normalerweise Königen und Kriegsherren zusteht, war Geijer
shwer begeistert, als Shwedens Herrshende ihre Maht in den napoleonishen
Kriegen verloren. Auf diese Weise ielen die Geshike des Landes wieder stärker in
die Hände der shwedishen Bauern. Und die verhielten sih ganz nah Geijers
Geshmak. Sie waren selbstbewusst und relativ gleihrangig, und sie haten niht
vor, sih anderen unterzuordnen. Also legte er ihnen folgenden Leitsatz in den
Mund: »Got und dem König gebe ih, was ihm gehört, das Übrige will ih frei
genießen.«
Seiner Idee vom unabhängigen Bauern fügte Geijer ein paar demokratishe
Ideale hinzu und entwikelte so ein Bild vom freien, gleihberehtigten Menshen,
das Karl Marx zündende Ideen eingab und shließlih den Sozialdemokraten in den
Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts den Weg ins »Volksheim« leihter mahte.
Nebenbei war Geijer ein großer Romantiker und gründete mit shreibenden Kolle-
gen den Gotishen Bund, wo aus Begeisterung für die nordishe Geshihte aus
Hörnern getrunken und die Grußformel hej erfunden wurde, die heute noh alle be-
nutzen.
Der Weg ins folkhem führte im Dezember 1938 Gewerkshatsleute, Arbeitgeber
und Sozialdemokraten nah Saltsjöbaden, ausgerehnet in einen der Nobelvororte
von Stokholm. Im Grandhotel der Unternehmerdynastie Wallenberg wurde ein
zukuntsweisender Pakt geshlossen. Arbeitgeber und Gewerkshat verplihteten
sih im Gold des französishen Speisesaals, von nun an niht mehr gegeneinander,
sondern miteinander zu arbeiten, um die wirtshatlihe Misere zu beenden.
Dieser Handshlag galt niht nur einer einmaligen Einigung auf feste Tarife oder
geregelte Arbeitszeiten. Alle drei Seiten verplihteten sih, langfristig dafür zu sor-
gen, dass jeder Shwede und bald auh jede Shwedin Arbeit, eine sommarstuga mit
Rasenmäher und vor allem gleihe Lebensbedingungen haben würde. Die Arbeitge-
ber mahten große Abstrihe, die Regierung unter dem Präsidenten Hjalmar Brant-
ing, einem Intellektuellen aus der Arbeiterbewegung, versprah Gesetze, die
Krankheit, Elternurlaub und Versiherung regelten, die Arbeiter verzihteten auf re-
volutionären Straßenkampf. Unruhen und Streiks hate es zuvor auh in Shweden
gegeben. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg waren auh hier Armut und Un-
mut in der Bevölkerung benutzt worden, um Kriegshetze zu betreiben. Das hate
aber im Bewusstsein der Leute weniger Resonanz gefunden als die Aufrufe der Re-
formsozialisten, die sih auf Geijer, das starke Bauerntum und die shwedishe Idee
vom autonomen Menshen berufen konnten. Und ih bin mir siher, dass es vor al-
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