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genossen die Sonne und vor allem: Sie genossen es. In Deutshland begegnen mir
auh manhmal Väter mit Kinderwagen. Am häuigsten kommt die sportlihe Vari-
ante vor: Väter, die stromlinienförmige Gefährte in einem solhen Tempo vor sih
herstoßen, dass man auf die Idee kommen könnte, sie wollten vor dem Erkanntwer-
den davonlaufen. (Ih glaube, dass viele Väter auf diese Weise überhaupt erst zum
Joggen gefunden haben - und viele Kinder es seitdem hassen.)
Deutshen Vätern sheint das Genießen noh shwerer zu fallen. Vielleiht weil es
zu wenige Bilder gibt, die zeigen, wie das geht. Vielleiht kommen deshalb so viele
so glüklih aus Shweden zurük; sie haben endlih einen Ansatz. Während
Deutshland sih erst 2007 mühsam dazu durhgerungen hat, das shwedishe
Modell der Elternteilzeit zu übernehmen, haten shwedishe Männer shon seit 1974
Zeit, sih auf die neue Lebensform einzulassen. Sie sind geübter. Väter beans-
pruhen heute gut ein Füntel der Elternzeitage, und wer will, kann im Anshluss
halbtags arbeiten. Ein Freund erzählte mir, mitlerweile werde man shief an-
gegukt, wenn man sih niht eine Auszeit für die Kinder nehme. Als er nah der
Geburt seiner Tohter im Büro aukreuzte, sei er von seinen Arbeitskollegen gefragt
worden: »Hast du kein Leben?« Aris Fioretos sagte nah drei Monaten Vaterzeit:
»Es ist keine Shwähung des eigenen Stands, zu Hause zu bleiben. Heutzutage
bringt ein Adelstitel kaum Privilegien. Aber mit etwas Spaghetisoße auf der Shul-
ter des Vaters, als kleines Epaulet …«
Die Bedingungen für eine solhe alltäglihe Selbstverständlihkeit sind günstig.
Das Parlament weist die weltweit größte Gleihberehtigung zwishen den
Geshlehtern auf. 47,3 Prozent der Parlamentarier sind weiblih. Es gibt eine
Feministishe Partei, die sih mit Siherheitsfragen und Steuerpolitik beshätigt
stat mit Familie und Frauen. Ahtzig Prozent der Frauen sind berufstätig, im Ge-
gensatz zu zwei Driteln in Deutshland, was für ein anderes Selbstverständnis bei
Frauen und Männern sorgt und begünstigt wird durh eine kostenlose
Shulspeisung für die Kinder. Eltern, die ihre Kinder mit dem ersten oder zweiten
Lebensjahr in einen Kindergarten geben, werden niht als Rabeneltern beshimpt.
Bei Bedenken, wie sie manherorts in Deutshland noh immer gegenüber Kitas
laut werden, erntet man in Shweden ratloses Kopfshüteln. Niemand käme auf die
Idee, die förskola, die Vorshule, als Brutkästen späterer Traumata zu betrahten.
Sie werden als Übungsräume für soziales Verhalten geshätzt. Über ahtzig Prozent
der Ein- bis Fünfjährigen verbringen ein paar Tage pro Wohe in diesen Vorshulen.
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