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alten Designersahen von M. autrug und deshalb aussah wie deren etwas aus der
Mode gekommenes, dunkelhäutiges Spiegelbild, brahte uns ein Glas Wein und ver-
shwand wieder in der Kühe.
»Er« - damit meinte sie den Anwalt - »wird bald da sein«, sagte M., »ih habe
ihm einen Wagen geshikt. Er kommt nur, wenn man ihn abholt.«
U Kyi Win war ein weißhaariger Herr von Mite Siebzig in Longyi und Sakko und
ershien mit seiner Frau »Auntie«. Beide waren einfah reizend, solhe Großeltern
häte ih gern gehabt. Auntie tätshelte ausgiebig meinen Unterarm, während sie
mit mir sprah. M. hate mir geraten, Auntie genau zu erklären, was ih vorhate,
während sie U Kyi Win das Haus zeigte, da er shwerhörig war und sein Hörgerät
nur bedingt funktionstühtig. Die Hauptsahe sei, dass Auntie mih mohte.
U Kyi Win, so hat mih M. vorher gebriet, war, bevor er einer der wenigen selbst-
ständigen Anwälte in Burma wurde, Rihter und betreute nun nur noh wenige
Mandanten, unter ihnen M. und Aung San Suu Kyi.
Als das Essen serviert wurde, tastete ih mih an mein Interviewgesuh heran. U
Kyi Win hate mir gerade wortreih seine juristishe Argumentation dargelegt, auf-
grund derer Aung San Suu Kyis Hausarrest letztendlih aufgehoben worden war.
Beide Parteien, also Suu Kyi und die Generäle, haderten mit der Verfassung von
1948 und beriefen sih darauf, dass es derzeit überhaupt keine gültige Verfassung
gebe. Die Junta bezog ihre Legitimation aus dem Umstand, dass sie die alte Verfas-
sung außer Krat gesetzt und eine neue Verfassung erarbeiten lassen wollte. Ander-
erseits konnte auh Suu Kyi kein Interesse daran haben, dass die alte Verfassung,
die ihr eigener Vater installiert hate, wieder eingesetzt wurde. In dieser existierte
nämlih ein Passus, der es Burmesen, die länger als zehn Jahre im Ausland gelebt
hatten, verbot, politish tätig zu sein. Demzufolge könnte sie gar kein politishes
Amt bekleiden, selbst wenn die Generäle sie ließen.
»Sozusagen eine Art Pat«, bemerkte ih altklug, obwohl ih die komplizierten
juristishen Spitzindigkeiten nur ansatzweise verstanden hate. »Was wird sie denn
jetzt tun? Die Leute wollen doh siherlih ein Statement hören. Shließlih ist mor-
gen der Unabhängigkeitstag.«
»Nun«, meinte U Kyi Win, »sie wird sih auf jeden Fall genau überlegen, was sie
tut. Demnähst sind Wahlen, und ihre Partei ist niht zugelassen. Da die NLD zum
Wahlboykot aufrut, kann man sie jederzeit als Anführerin einer illegalen polit-
ishen Vereinigung wieder verhaten. Im Grunde ist sie jetzt genauso eine Gefan-
gene wie unter Hausarrest. Sie kann niht einfah irgendwo öfentlih autauhen.
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