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ih den Besuh auf unbestimmte Zeit und hofte, die Angelegenheit würde sih ir-
gendwann erledigen.
Am nähsten Morgen, als die Sonne aufging, holte mih der Guide ab, der eben-
falls ein kleines goldenes Kreuz um den Hals trug, was mir niht entging. Die Tour
führte über Terrassen, auf denen Tee und Gemüse angebaut wurden, durh lokere
Pinienwälder und an einem Flusslauf entlang, an dem wilde Orhideen wuhsen,
alles in allem ein shöner Tagesauslug, doh auh dieser Guide fragte fast inquisit-
orish, ob ih mir bereits die Kirhe angesehen häte. Ih verneinte.
Am nähsten Tag war ih so weit und ließ mih - gotergeben - zur Christ-he-
King-Kirhe bringen, einem hübshen, geplegten Baksteinbau. Nah der Besihti-
gung lernte ih den Hausherrn Father Paul kennen, ein drahtiger Herr um die
Sehzig, und rash wurde mir klar, dass er die eigentlihe Atraktion war. Er war
der Nahfolger des bekannten Father Angelo, der seit 1931 in Burma gelebt und
diese Kirhe mit Spenden hate erbauen lassen. Über all die Jahre, durh Krieg und
Bürgerkrieg war sie immer geöfnet geblieben. Angeshlossen waren ein Waisenhaus
und die damals einzige katholishe Shule des Landes.
Wir saßen im Pfarrhaus, sahen hinaus in den ungemein english wirkenden Vor-
garten mit Rosenbeeten, tranken Tee und plauderten über die politishe Situation.
Was er über das Regime denke, sei natürlih niht zitierfähig, sagte der Priester,
aber im Grunde untershieden sih seine Ansihten kaum von dem, was damals alle
dahten: Augen zu und durh.
Es war kurz vor Weihnahten. Als ih mih nah fast zwei Stunden verab-
shiedete, rükte Father Paul mit der Sprahe heraus. Ob ih ein paar Briefe für ihn
nah Bangkok mitnehmen und dort auf die Post bringen könne. Nihts Politishes
natürlih, nur ein bisshen Weihnahts- und Neujahrspost, aber wenn er sie hier
aufgebe, würde sie mit Siherheit geöfnet werden, und ob sie jemals ankäme, sei
fraglih. Auf einmal wurde mir klar, dass diese Begegnung von langer Hand geplant
war. Das Hotel am Inle-See, Mihaels Guesthouse, Father Paul - ih war Mit-
telpunkt einer hristlihen Vershwörung, die ausgerehnet mih ausersehen hate,
geheime Unterlagen außer Landes zu shmuggeln! Das war natürlih streng ver-
boten.
»Okay«, stimmte ih zu, nahdem ih einen Moment überlegt hate, und kam mir
vor wie ein Topagent im Dienst der Kirhe. Mihael wartete im Garten und rauhte
eine Cheroot. Er lähelte wissend. Im Guesthouse sah ih mir die Briefe genauer an.
Umshläge aus einem grünlihen Papier, wie man es aus der DDR kannte, bes-
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