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Vegetarier sind zum Essen da: Der Argentinier und
das Fleisch
Auh wenn sih auf den Karten der Restaurants von Buenos Aires immer mehr So-
jashnitzel und Tofu-Bratlinge inden: Wer sih in Argentinien als Vegetarier bekennt,
erntet in aller Regel verständnisloses Kopfshüteln. Vegetarier, sagt man in Buenos
Aires, sind vor allem da, um verspeist zu werden. Als Betreiber eines vegetarishen
Restaurants in der argentinishen Provinz häte man es ungefähr so leiht wie ein
shwuler Atheist, der im Berhtesgadener Land einen SPD -Ortsverein eröfnen woll-
te: grundsätzlih möglih, aber sehr, sehr, sehr unwahrsheinlih.
Durhshnitlih etwa 70 Kilogramm Fleish werden in Argentinien pro Kopf und Jahr
gegessen - mehr als in jedem anderen Land der Erde, fünfmal so viel wie in Deutsh-
land. Und am liebsten verspeist der Argentinier das Fleish in gegrillter Form, beim
Asado.
Wer von einem Argentinier für Sonntag um eins zu einem Asado eingeladen ist,
darf einen Fehler niht mahen: Er darf niht davon sprehen, wie sehr er sih auf das
»Barbecue« freue, und dass er ja auh, daheim auf der Terrasse, einen Kugelgrill habe
und auh ganz gerne mal ein paar Würsthen auf den Rost lege. Nein, solhe Verbrü-
derungsversuhe funktionieren bei Argentiniern niht. Denn der Asado ist eine ganz
eigene Erindung, die überhaupt nihts zu tun hat mit allen anderen Arten von Gril-
labenden in allen anderen Ländern der Erde. Glauben zumindest die Argentinier.
Der Shritsteller Juan José Saer shreibt: »Der Asado ist niht nur die Haupt-
nahrung der Argentinier, sondern auh der Nukleus ihrer Mythologie und ihrer Mys-
tik … Er ist niht nur eine Heraufbeshwörung der Vergangenheit, sondern auh ein
Versprehen des Wiedertrefens und der Kommunion.« Große Worte, aber sie sind der
Ernsthatigkeit, mit der der Argentinier den Asado begeht, ja feiert, zelebriert, litur-
giert, durhaus angemessen.
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