Travel Reference
In-Depth Information
ternehmer, er werde den verluhten patagonishen Wind zu Gold mahen, aus Ar-
gentinien mitels Windkrat ein Kuwait des 21 . Jahrhunderts shafen, und dass der
patagonishe Wind ausreihe, um ganz Lateinamerika mit Energie zu versorgen.
Doh für die Bergsteiger ist der Wind einfah nur die Pest. Leihte Kleterer
müssen Angst haben, dass der Wind - wie ein übermütiger Onkel einen kleinen
Säugling - einfah in die Lut wirbelt. Und dann fallen lässt, wo es ihm gerade ein-
fällt.
Wir kämpfen gegen den Wind an und steigen hoh zur Laguna Torre.
In den Wäldern graues Totholz, abgestorbene oder von Wind oder Shnee
abgeknikte Bäume. Sie stehen, sie liegen, sie hängen, sie fallen nah links und nah
rehts. Hier ist nihts gekämmt und gegelt wie in den Alpenwäldern, alles viel wilder
und größer. Selbst der Löwenzahn wirkt hier wie aus Jurassic Parc.
Ein paar amerikanishe Wandertouristen kämpfen sih mit diken Obershenkeln
und Armen den Weg hinauf zur Laguna. »How great, how wonderful«, sagen sie an
jedem zweiten Baum, wenn sie shwer shnaufend, mit roten Köpfen, einhalten und
Rast mahen müssen, weil ihre Bürokörper solh extreme Belastungen niht gewohnt
sind. Mit ofenem Mund starren sie den Trupp Tshehen an, junge drahtige Kerle,
die übermannsgroße Ruksäke auf ihren Shultern tragen, als wären es Shulrän-
zhen. Die Lippen, das Kinn, alles an ihnen ist sonnenverbrannt, und ausgemergelt
sehen sie aus. Doh sie strahlen, wie man nur strahlen kann, wenn man etwas Großes
geshaft hat. Sie werden also irgendwo da oben gewesen sein, am Cerro Torre oder
am Fitz Roy. Und sie haben es heil heruntergeshaft. Sie haten Glük, sie hatten ein
gutes Weterfenster erwisht. Denn shaut man jetzt hinauf auf den Fitz Roy, dann
weiß das Weter mal wieder niht, was es will: Regen, Shnee, Sonne, Wolken, alles in
einem. Wie ein Kind, das gleihzeitig laht und shreit und heult. Nur der Wind, der
pfeit beständig.
Das Campo de Hielo Patagónico Sur, das Südpatagonishe Eisfeld, ist nah der
Antarktis und Grönland die dritgrößte Eismasse auf der Erde. Es ist ungefähr
so groß wie Shleswig-Holstein, der größte Teil davon liegt heute auf hilenishem
Staatsgebiet. Das Eisfeld ist größtenteils völlig unpassierbar. Und abgesehen von ein
paar ersten Fotoaufnahmen, die der deutshe Flugpionier Gunther Plüshow in den
Zwanzigerjahren aus seinem Doppeldeker geshossen hate, wusste man bis in die
1960 er-Jahre so gut wie gar nihts darüber. Seither versuht der Mensh, auh diese
Eiswüste für sih zu kartograieren, zu benennen - und ihre Berge zu besteigen.
Search WWH ::




Custom Search