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Wir kommen von Osten, aus der patagonishen Steppe. Niht die üblihe Anre-
iseroute nah El Chaltén, aber die beste. Denn so bauen sih die Berge ganz lang-
sam vor der Windshutzsheibe auf, in Zeitlupe: Erst shiebt sih der Horizont Kilo-
meter für Kilometer ein kleines bisshen weiter nah oben. Dann erkennt man die
ersten wilden Zaken. Shließlih, im letzten Liht der untergehenden Sonne, drän-
gen sih Berge am Ende der Shoterstraße in die Windshutzsheibe, so rau und
so gewaltig, dass man den Busfahrer verluht für den Latinoshmalz, den er aus
dem Radio dudeln lässt. Man würde jetzt gerne etwas der Erhabenheit des Anblikes
Angemessenes hören, ab Wagner aufwärts. Andererseits: Der Busfahrer fährt diese
Streke jeden Tag. Er hat Feierabend und will heim. Was brähte ihm da Wagner?
Im Bus hängt ein Shild, auf English: »Please do not take of your shoes.« Das ist
an die Bergsteiger gerihtet, die nah dem Ende des teuren Peso 2002 das Dörfhen
El Chaltén in Beshlag genommen haben. Und die nah ihren Expeditionen auf den
Fitz Roy oder den Cerro Torre, nah Wohen in Zelten und modrigen Klamotten gar
niht mehr wissen, wie frish gewashene Soken riehen.
Angefangen hat es in El Chaltén mit einer Polizeistation. Ein paar Gendarmen und
eine Straßenmeisterei sollten dafür garantieren, dass sih der Chilene - von Westen
her kommend - niht einfah dieses Stük argentinishe Erde unter den Nagel reißt.
Am 12 . Oktober 1985 , es war ein Samstag, wurde die Stadt gegründet, und zwar auf
49 Grad, 19 Minuten und 47 Sekunden südliher Breite und 72 Grad, 53 Minuten,
15 Sekunden westliher Länge, Departamento Lago Argentino, Provincia Santa Cruz.
Im Stadtwappen, so wurde es bestimmt, hat auf der linken Seite ein Eiskristall zu
stehen, Symbol des Shnees und der ewigen Gletsher, auf der rehten - vor naht-
blauem Himmel - das Kreuz des Südens, darüber eine aufgehende Sonne, in Gold.
41 Einwohner zählte das nationale Statistikamt 1991 , 371 waren es bei der letzten
Volkszählung 2001 . Inzwishen dürte es ein Fünf- bis Zehnfahes an Menshen sein,
die hier leben.
Die Pioniere in Ushuaia Anfang des 20 . Jahrhunderts bekamen alle paar Monate
mal ein Shif vorbeigeshikt. Die Pioniere in El Chaltén Anfang des 21 . Jahrhun-
derts haben drahtloses Internet, Kabelfernsehen per Satellit, ein Yogastudio und So-
jashnitzel aus dem Bioladen. Wer will da noh am Fortshrit zweifeln?
Hate man Ushuaia wenigstens zu Beginn der Besiedlung nah einem Plan aufge-
baut, geht in El Chaltén von Anfang an alles durheinander: Kein Stil, kein Raster
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