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eigene entgegensetzen, er kann, ja er muss sie auh noh für die eigentlihe halten -
und dem Gegenüber als eht verkaufen. Und während man am Pokertish still da-
sitzt, keine Miene verzieht und grübelt, wird beim Truco palavert, gewitzelt und ger-
atsht - auh und besonders, um den Gegner abzulenken und in die Falle zu loken.
Die viveza criolla ist ein unübersetzbares, urargentinishes Konzept. Eine Variante
der bayerishen Hinterfotzigkeit. Ein Mix von Charaktereigenshaten, auf die der
Argentinier an sih selbst stolz ist und die er am anderen kritisiert, eine Mishung
aus Gewiet- und Gerissenheit, verbunden mit Humor und Unshuldsmiene.
Betelnde Kinder etwa, die aus den villas, den Elendsvierteln von Buenos Aires, stam-
men, shafen es ot, den Touristen weiszumahen, sie seien Waisen aus dem Kosovo -
ist auh viveza criolla. Im Truco indet und erlernt sih die viveza criolla in Reinform.
Worum also geht's? Seinen Ursprung hat Truco in einem arabishen Spiel, die
Mauren haben es nah Spanien gebraht, dort taute man es truque oder truquilor -
nah einem altportugiesishen Wort für »Falle«. Ein Bishof shreibt 1780 , das weit-
verbreitete Spiel sei »der Untergang der Stadt, da um bis zu 20 000 Pesos zwishen
Nahbarn gespielt wird; selbst Buben und Mädhen im zartesten Alter geben sih
den verbotenen Spielen hin und biten die eigenen Eltern um Geld dafür«. Das Spiel
wird 1812 verboten, per Erlass von Präsident Rivadavia, und bleibt bis Ende des
19 . Jahrhunderts illegal. Aber ein Spiel verbieten, in dem es ums Besheißen geht, in
Argentinien? Nein, das kann niht klappen. Und so ist Truco bis heute das Nation-
alspiel. Immerhin wird inzwishen meistens um Bohnen, Streihhölzer oder Strihe
auf dem Papier gespielt, und niht mehr um Tausende von Pesos.
Wir wollen die Regeln hier niht erklären, das würde den Rahmen sprengen. Denn
sie sind ungefähr so ausführlih wie die Anleitung zum Bau eines Atomkratwerkes.
In aller Kürze also die Essentials: In der Regel sitzen vier Spieler am Tish, wobei die
Spielpartner einander gegenübersitzen. Es gibt vierzig Karten in vier Farben, wer als
Erstes 30 Punkte hat, hat gewonnen.
Man muss genau hinshauen und genau hinhören beim Truco: Wird der Einsatz er-
höht, gilt nur quiero als korrekte Antwort, »ih will«. Dale (»in Ordnung«), vale
(»gilt«) oder bueno (»gut«), im sonstigen Leben Synonyme, gelten hier niht. Sie
werden aber gerne genannt, um den Gegner zu verwirren. Jedes Kind lernt, in den
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