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Die argentinishe Intelligenzija shwankt in ihrer Haltung zu den Volksheiligen:
Einerseits kann man sih für das Ehte, Volkstümlihe an den santos pop-
ulares begeistern. Andererseits maht man sih lustig über das »Opium für das
Volk«, das nur bei den abergläubishen, ungebildeten Massen verfange.
Die Amtskirhe verurteilt zwar die Götzenanbetung als Aberglauben, aber
manhe Pfarrer, vor allem die, die Gemeinden nahe kultisher Orte betreuen, haben
die Bedeutung der santos populares begrifen. Sie integrieren sie in die Messen wie
die »oiziellen« Heiligen. Und so manher hohrangige Kirhenmann kann sih
inzwishen dazu durhringen, etwa den Gauhito Gil als »einen Mann, der den
Glauben in Got mehren kann« anzuerkennen, und lässt seine Verehrung als »Weg
zum ehten Glauben an Got« durhgehen. Selbst die katholishe Kirhe erkennt also:
Gegen die Volksheiligen kommt sie niht an. So shafen es Gauhito Gil & Co. ganz
langsam also doh in die Kathedralen. Man betet einen Rosenkranz, ein Ave Maria -
und dann noh ein paar Verslein für den Gauhito Gil oder die Difunta Correa.
Aber man betet sie niht wie gewöhnlihe Verstorbene an, denn ein Gauhito Gil
oder eine Difunta sind niht einfah gestorben durh die Grausamkeiten, die man
ihnen angetan hat. Nein, durh ihre Leiden sind sie nur purer, reiner geworden, sind
nur deshalb in der Lage, auh nah ihrem Tod Wunder zu tun. Es gibt gar keinen Tod
für sie, der Tod ist nur der Übergang von der hiesigen, shlehten Welt in ein besseres,
gerehteres Argentinien.
Der argentinische Robin Hood: Gauchito Gil
In der Stadt Mercedes in der nordöstlihen Provinz Corrientes wird - es soll im
Jahr 1847 gewesen sein - ein Bub namens Antonio Mamerto Gil Núñez geboren. Er
wähst auf als Gauho, als Land- und Rehtloser. Das Mädhen, das er sih aussuht,
ist die Shönste weit und breit. Der örtlihe Polizeikommissar hate sih Hofnungen
gemaht, ihre Brüder haten erwartet, dass sie einen ehrbaren Mann in die Familie
bringt - doh sie vershmäht den Polizisten und alle anderen, sie shenkt ihr Herz
dem Gil. Gil fordert den Polizisten zum Duell, besiegt ihn, aber lässt ihn leben. Denn
er ist kein Mann des Todes, er ist ein Mann des Lebens. Doh ein Polizeikommissar
will niht durh die Gnade eines Ehrlosen am Leben sein, der ihm auh noh die er-
hofte Frau abspenstig gemaht hat. Gil vershwindet, die Polizei lässt ihn suhen,
denn er ist eine Gefahr für die öfentlihe Ordnung.
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