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pologen hinzu, die suhten sih zur Unterstützung Studenten aus verwandten Diszip-
linen: Mediziner, Informatiker und Arhäologen wie Fondebrider. So entstand die
EAAF .
Im zweiten Stok sind die Arbeitsräume der Organisation. Rehts, am Ende eines
Ganges, ein Raum voll hellbrauner Pappkartons, in shmalen Regalen bis unter die
Deke gestapelt. »Es sind rund 300 «, sagt Fondebrider, »in einem anderen Büro
haben wir noh mal so viele, und in Córdoba liegen weitere 400 .« Die Kisten sind
mit weißen Shildhen beklebt, auf denen stehen Zifern. Alles Skelete, zu denen das
EAAF -Personal noh den Namen und die Geshihte suht.
Desaparecidos - die Menshen einfah vershwinden lassen: »Das ist das beste
Mittel, um Angst zu säen, viel besser, als die Menshen auf ofener Straße zu er-
shießen«, sagt Fondebrider mit tonloser Stimme. »So hält man die Leute in einer
Art Fegefeuer, dass sie nie wirklih wissen: Ist mein Sohn, meine Tohter am Leben -
oder shon tot?«
Das Ende dieser Ungewissheit liegt in den Skeletkartons. Denn die Forsher haben
inzwishen alle möglihen Methoden zur Hand, um die Namenlosen zu identiizier-
en. Die Diktatur selbst liefert Fondebrider und seinen Kollegen dabei wihtige Hin-
weise. »Der Staat hat sih damals zweigeteilt: Die eine Seite mordete, die andere re-
gistrierte die Toten. Der bürokratishe Apparat funktionierte reibungslos, wie bei den
Nazis.« Ebenjener Staat, der in Autos ohne Nummernshild Menshen in geheime
Folterzentren und Gefängnisse wie die ESMA vershleppen, foltern und töten ließ,
die Presse knebelte und die Öfentlihkeit belog, führte genauestens Buh über seine
Morde. Wer wann wen festgenommen und wohin vershleppt und wann ermordet hat:
All das ist exakt dokumentiert.
Nah einer Ershießung klingelte normalerweise bei irgendeiner Polizeidiensts-
telle irgendein Telefon, und ein anonymer Anrufer teilte mit, er habe da oder dort
eine Leihe gefunden. Die Polizei barg dann die Leihe, nahm Fingerabdrüke, ließ
einen Totenshein erstellen und den Toten in einem anonymen Grab vershwinden -
und dann im Friedhofsbuh verzeihnen. Heute liegen all diese Unterlagen in unter-
shiedlihen Arhiven untershiedliher Behörden und Dienststellen: ein gigantishes
Puzzle, das die EAAF in Detektivarbeit zu lösen versuht.
Weil, anders etwa als bei der Aufarbeitung der Apartheid in Südafrika, niemand
aus der argentinishen Mordmashinerie die Taten aufhellen hilt, müssen die
EAAF -Forsher die Familien, Freunde und Kollegen der »Vershwundenen« befra-
gen. Je genauer sie wissen, ob und, wenn ja, in welher Untergrundorganisation
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