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die betreffende Person aktiv war, desto einfaher wird die Suhe in den Arhiven.
Seit Ende der Neunzigerjahre arbeiten die Forsher auh mit Verfahren zur DNA -
Analyse. Für ihre Blutbank haben sie Tausende Proben von Verwandten der desa-
parecidos gesammelt, um durh Vergleih mit einem Stük Zahn oder einem Splitter
Knohen die Identität der Skelete aufzuklären. Wie etwa bei EZ 215 b.
Zwei Zimmer neben dem Raum mit den Kisten liegt EZ 215 b, aufgebahrt auf
blaues Seidenpapier. Das Skelet lag bis vor Kurzem in einem Namenlosgrab auf
dem Friedhof von Ezpeleta südlih von Buenos Aires. Mit einem dieser bunten, feinen
Plastikbesen und einem dieser Spahtel, wie sie hier im Flur stehen, haben sie die
Knohen ausgegraben, anshließend unter dem Wasserhahn gesäubert, getroknet
und dann, Glied für Glied, mit feinem shwarzen Filzstit beshritet, per Klebepistole
zu einem reht vollständigen Gerippe zusammengeleimt und auf dem blauen Papier
ausgelegt.
Aus dem Radio kommt Nebenbeimusik, eine Kollegin von Fondebrider sitzt mit
krummem Rüken über ein paar Knöhelhen gebeugt. Zur linken Hand eine Lupe,
zur rehten eine Messzange, so bestimmt sie die letzten fehlenden Körperteile von EZ
215 b. Sie suht nah Spuren: eine Verletzung vom Fußballspielen am Shienbein viel-
leiht oder der Einshlag einer Kugel an der Stirn. Nah irgendetwas, das Genaueres
über das Leben oder den Tod dieses Menshen erzählen könnte.
Bis heute hat die EAAF 300 dieser Puzzles enträtselt, 300 Todesfälle aufgeklärt.
Selbst einige Leihen von Vershwundenen, die die Lutwafe aus Flugzeugen in den
Río de la Plata geworfen hate, konnte die EAAF identiizieren. »Aber das ist alles
noh viel zu wenig«, sagt Fondebrider. Allerdings hält er die von Menshenrehtsor-
ganisationen verbreitete Zahl von 30 000 Vershwundenen für »eine politishe Zahl,
völlig übertrieben«. Er geht von 10 000 Opfern der Diktatur aus - es bleibt noh eine
Menge zu tun.
Das Telefon läutet. Fondebrider lässt durhstellen, Al-Dshasira ist dran: Ja, sie
könnten vorbeikommen. Nein, Arbeit in einem Massengrab sei derzeit niht zu il-
men. Die Arbeit der Argentinier ist mitlerweile in aller Welt bekannt. Sie haben in
fast ganz Lateinamerika Morde der Militärdiktaturen enthüllt, aber auh in Angola
und im Kongo gearbeitet, in Irakish-Kurdistan und auf dem Balkan, insgesamt in
30 Staaten.
»Wir sind die Referenzorganisation weltweit«, sagt Fondebrider und streiht seine
angegrauten Loken zurük, »denn wir sind aus dem Süden. Wenn ih in den Kongo
fahre und mih mit der Muter einer Vershwundenen unterhalte, weiß ih so unge-
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