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Original auf Französisch, bevor er sie selbst ins Englische übersetzte. Aber er bediente sich
irischer Szenen, Orte und Themen für seine Dramen. Wie stark diese auch noch die
Gegenwartsliteratur prägen, lässt sich an Autoren wie Patrick Kavanagh und Seamus Heaney
ablesen. Als immerhin vierter irischer Literaturnobelpreisträger (1995) nach Yeats, Shaw und
Beckett trug Heaney zu einer international stärkeren Wertschätzung Ulsters bei. Seine
Gedichtsammlungen greifen lokale und regionale Themen auf und handeln von Mooren und
Torflandschaften sowie von spezifischen Traditionsbeständen der nordirischen Geschichte.
Eigenwege des Nordens
Dass auch Ulster von Anfang an von schwerwiegenden politischen Problemen nicht
verschont würde, lag auf der Hand. Dafür waren die sechs Grafschaften Antrim, Armagh, Down,
Fermanagh, Londonderry und Tyrone wirtschaftlich zu unselbstständig und gesellschaftlich zu
uneinheitlich. Der britische Schriftsteller Rudyard Kipling formulierte in seinem Gedicht Ulster
1912 die Sorge, dass die beiden Lebenskulturen Nordirlands niemals auf einen Nenner gebracht
werden könnten - zu viel trenne sie historisch, und zu wenig eine sie für eine friedliche Zukunft.
Als Schiffbau und Leinenproduktion, die tragenden Säulen der nordirischen Wirtschaft,
zwischen 1923 und 1930 in eine große Absatzkrise gerieten, erreichte die Arbeitslosigkeit 19 %
der Industriearbeiter, im Durchschnitt aller Berufszweige sogar 25 %. Mit der wachsenden
Feindschaft zwischen dem Freistaat, der die Ansprüche auf Wiedervereinigung nicht aufgab, und
dem unionistischen Norden, der seiner katholischen Minderheit nicht traute, schränkte sich auch
der britische Handlungsspielraum ein. Wirtschaftlich wurde Ulster für die Briten erst wieder mit
dem Flugzeugbau attraktiv. Strategisch wurde es ab 1942 für Tausende amerikanischer Truppen
ein unentbehrlicher Stützpunkt. Jedes zehnte britische Schiff wurde in Belfast produziert,
darunter 140 Kriegsschiffe. Ironischerweise brachte so erst der Zweite Weltkrieg - Belfast wurde
im April und Mai 1941 von deutschen Bombern stark zerstört - eine Besserung für die
nordirische Wirtschaft. Das reale Einkommen pro Kopf stieg bis 1947 um 84 % an, das war das
Sechsfache des Wachstums im Süden der Insel. Als Haupterwerbszweige entwickelten sich die
produzierende Industrie, vor allem die Elektroindustrie und Elektronik mit über 30 % aller
Erwerbstätigen sowie die Kleidungsindustrie und die Herstellung von Nahrungsmitteln.
Nach dem Krieg machte sich Nordirland an die gleichen wohlfahrtsstaatlichen Reformen,
mit der die Labour-Politik 1948 auch England ein neues Profil gab. Das Bildungswesen wurde
reformiert und ein Gesundheitssystem unter dem Titel «National Health Service» eingeführt, das
die kostenlose medizinische Grundversorgung garantierte. Beides sollte das Gefühl einer
nationalen Solidarität stärken. Selbstverständlich war das für die konservativen Unionisten
zunächst keineswegs, da sie, den britischen Konservativen vergleichbar, Staat und Gesellschaft
scharf voneinander getrennt halten wollten. Dass sie schließlich doch die Renten- und
Arbeitslosenversicherung, Kindergeld und Pensionen einführten, band den nordirischen
Wohlfahrtsstaat fest an den britischen und trennte ihn umso deutlicher vom Irischen Freistaat. Im
Süden war in der Mitte des Jahrhunderts ein vergleichbares Sozialsystem weder angedacht noch
finanzierbar; erst 1973 wurde in der Republik eine allgemeine Krankenversicherung eingeführt.
Während der 20 Jahre, die Basil Brooke Ulster als Premierminister regierte (1943-1963),
kamen, von niedrigen Gewerbesteuern und billiger Arbeitskraft angezogen, zahlreiche
ausländische Investoren ins Land, vornehmlich aus den USA, aus Großbritannien,
West-Deutschland und den Niederlanden. Sie schufen Arbeitsplätze und Kapital, konzentrierten
sich aber auf das Ballungsgebiet von Belfast. Doch Brooke, einst Kommandeur einer
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