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nung zwischen Aquvavit und Grappa“.
Bei dieser Längenausdehnung wird ei-
nem sofort klar, dass Rum überall an-
ders schmeckt. Seit ich „Havana Club“
getrunken habe, ist die Marke mit der
Fledermaus bei mir zu Hause aus dem
Regal verbannt.
Was viele nicht wissen: Facundo
Bacardí war ein spanischer Einwande-
rer in Cuba. 1838 fing er mit einer klei-
nen Rumfabrik in Santiago an. Dank
der guten Qualität seines Schnapses
konnte er mit seinen drei Söhnen
rasch ein expandierendes Unterneh-
men aufbauen. Die Familie Bacardí
hatte die Revolutionäre in den 1950er
Jahren finanziell unterstützt, vermut-
lich um sich bei den zukünftigen
Machthabern in ein günstiges Licht zu
setzen. Das schlug allerdings fehl. Cas-
tro enteignete die Bacardís, und diese
gingen nach Puerto Rico, von wo aus
sie die Flasche mit der Fledermaus
über den ganzen westlichen Globus
„fliegen“ ließen. Heute sitzt das Tier
übrigens wieder auf seiner goldenen
Kugel auf dem Dach des Stammhau-
ses der Familie, schräg hinter dem
Revolutionsmuseum in La Habana,
und lauert auf das Abtreten von Fidel
Castro, weil dann seine ursprünglichen
Besitzer wiederkommen können. Das
Haus ist renoviert und hat seine Art-
Déco-Kacheln oben an der Fassade
zurückerhalten. Die ursprüngliche Fa-
brik in Santiago de Cuba wurde von
der Revolutionsregierung weiterbetrie-
ben, das Produkt aus rechtlichen
Gründen (Herr Castro ist Anwalt) in
„Havana Club“ umbenannt. Sie produ-
zierte alsbald ein Getränk, das genau-
Rumherstellung
Rum ist ein Destillat aus Zuckerrohr und
wird in allen Ländern erzeugt, in denen
es Zuckerrohr gibt. Man verwendet den
Brei aus Zucker und Wasser, Melasse ge-
nannt. Die Melasse lässt man in der Rum-
fabrik erst einmal gären. Dazu braucht es
eine speziell auf Cuba gezüchtete Hefe-
sorte. Hinzukommen die Rückstände aus
alten Brennvorgängen, Dunder genannt.
Dabei entsteht ein Alkoholgemisch, das
bei der anschließenden Destillation
durch Verdampfen vom Wasser getrennt
wird. Der gewonnene Rum hat um 80 %
Alkoholgehalt und wird aquardiente,
brennendes Wasser, genannt. Nun muss
der Rum reifen. Dazu wird er in Holzfäs-
ser aus kanadischer Eiche abgefüllt und
ab und zu bewegt. Der Rum zum Mixen
ist nach drei Jahren reif und sieht nach
dem Filtern durch Holzkohle klar aus. Wir
kennen alle den Bacardí, der zum Syno-
nym für dreijährigen, weißen Rum gewor-
den ist. Die Trinkstärke von 40 % wird
durch Zugabe von Quellwasser erreicht.
Die pur getrunkenen Sorten brauchen
mindestens fünf Jahre und heißen dann
añejo. Vor dem Abfüllen wird der Rum
gefiltert, wodurch die älteren Jahrgänge
leider ihre charakteristische braune Farbe
verlieren. Die wird ihnen mit Karamell
wieder zurückgegeben. Jetzt wird auch
der Alkoholgehalt durch Zugabe von
Wasser eingestellt. Anschließend wird er
anderthalb Monate wieder in Fässern ge-
lagert, bevor er in Flaschen abgefüllt wird.
Den Kubikzentimeter Rum schmeckt
man angeblich auch noch aus der Ver-
dünnung mit 100 Litern Wasser heraus.
Rum (ron)
Das Wort erschien erstmals in Dide-
rots und d'Alemberts Enzyklopädie
Mitte des 18. Jh. In einem Fachbuch
heißt es: „... die Ausdehnung des karibi-
schen Rums entspricht etwa der Entfer-
 
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