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die Herstellung
der „Havanna“
ben werden. Im nächsten Arbeitsgang wird
das offene Ende der Zigarre zugespitzt, mit
dem vorher aus einem Tabakblatt zuge-
schnittenen Rundstück versehen und schließ-
lich verklebt.
Die Deckblätter sind der ganze Stolz der
Dreher. Sie müssen makellos und mindes-
tens 25 cm breit sein. Früher streute man
auf die Strohdächer der Trockenschuppen
Vogelmist, um ein zu schnelles Trocknen
der Blätter zu verhindern.
Als letzter Arbeitsgang kommt die Bauch-
binde um die Zigarre. Dieses kleine Stück
Papier wurde von einem europäischen
Händler als Werbeträger auf seiner Ware
ersonnen. Da sie zusätzlich die Finger des
Rauchers vor Nikotinverfärbungen schützt
und auch noch die Deckblätter zusammen-
hält, trat sie ihren Siegeszug alsbald durch
die ganze Zunft an. Das führte zu Auswüch-
sen, handsignierte oder mit Goldstaub und
Vogelfedern verzierte Exemplare kann man
heute in Museen bewundern.
Zum Schluss werden die Zigarren noch
einmal kontrolliert und dann in Zedernholz-
kisten verpackt, die die Feuchtigkeit spei-
chern und so die Qualität erhalten. Ein ge-
übter Zigarrendreher bringt es auf 200 Stück
pro Tag.
Nachdem die vegueros, die Tabakpflanzer,
auf den vegas genannten Plantagen im
Vuelta Abajo bei Pinar del Río die Blätter
geerntet haben, müssen sie getrocknet und
fermentiert werden. Dazu werden sie in
den kleinen Feldschuppen mit Strohdach,
den casas de tabaco, über Monate zum
Trocknen aufgehängt. Durch die Sonnen-
hitze, die auf die Dächer brennt, reifen die
Blätter. Zwischendurch werden sie immer
höher gehängt, da im oberen Teil des
Schuppens die Luft trockener ist. Die
Fermentation in gavillas geschieht mit Hil-
fe der Feuchtigkeit.
Diese Blätter bekommen nun die nächs-
ten Fachleute, die Dreher, torcedores. Die
Arbeit des Zigarrendrehers wird auch heute
von Hand verrichtet. Männer und Frauen
jeden Alters sitzen rauchend an Holztischen
von der Form altmodischer Schulpulte,
schneiden und rollen die Tabakblätter, wäh-
rend sie dem Vorleser lauschen, der mit
Information und Unterhaltung aus Zeitun-
gen und Büchern die Arbeit etwas kurzwei-
liger gestaltet. Diese Vorleser sind eine
cubanische Erfindung aus der Fabrik Parta-
gas. Vorleser zu sein ist ein ehrenvolles Amt,
und aus ihren Reihen gingen noch bis zur
Mitte des 20. Jahrhunderts Journalisten und
Redner hervor. Natürlich kam auch Poli-
tisches zum Vortrag, deshalb versuchten die
Spanier in den letzten Jahren ihrer Herr-
schaft, die Vorleser zu verbieten, was je-
doch nicht gelang.
Die Zigarrendreher haben Tabakblätter
(tripas) von jeder Farbe vor sich liegen, die
sie je nach Sorte und Struktur in Form rol-
len, mit Deckblättern (capas) versehen und
an einem Ende zuschneiden. Die halbfer-
tigen Zigarren werden in Holztafeln mit Ril-
len gelegt, deren Hälften zusammenge-
klappt und unter eine Handpresse gescho-
Alte Lithosteine zum
Bedrucken der „Bauchbinde“,
dem Etikett der Zigarren
 
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