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Ein Kind als Politikum: Der Fall Elián Gonzáles
Ein Fischer hatte den siebenjährigen Elián
am 26. November 1999 gerettet. Der Jun-
ge trieb, an einen Autoschlauch geklam-
mert, auf offener See vor der Küste Flori-
das. Mutter und Stiefvater waren bei dem
Versuch, in die USA zu gelangen, ertrun-
ken. Elián kam zu Verwandten in Miami, es
begann eine erbitterte Schlacht ums Sorge-
recht, die sich für die USA als Politikum er-
wies, Castro einen großen Sieg einbrachte
und ansonsten ein Polittheater war.
Der Vater, Miguel González aus Cárde-
nas, forderte sein Kind zurück, unterstützt
von einem wütenden Castro, der Hundert-
tausende in La Habana auf die Straße
schickte, um „Freiheit für Elián“ zu fordern.
Die Exilcubaner in Miami wetterten dage-
gen. Das war der Beginn von gewalttätigen
Auseinandersetzungen in Miami zwischen
rabiaten Castro-Gegnern und den Beamten
der US-Einwanderungsbehörde.
Ex-US-Präsident Bill Clinton plädierte für
eine schnelle Heimkehr Eliáns. Nach US-
Gesetzen muss Elián bei seinem leiblichen
Vater aufwachsen. Die amerikanische Jus-
tizministerin Janet Reno entschied, den Jun-
gen zurückzuschicken. Die aufgebrachte
Menge von Verwandten und Exilcubanern
widersetzte sich sogar den Maßnahmen
der Polizei.
Der Vater reiste daraufhin selbst nach
Miami, um um seinen Sohn zu kämpfen, in-
des stilisierten die Miamicubaner das Kind
zum Heiligen. Es kam dabei zu absurden
Auswüchsen: Gegenstände, die das Kind
angefasst hatte, wurden versteigert und das
angebliche Floß der Mutter sollte bei der
Versteigerung mehrere Millionen US-Dollar
bringen. Man versuchte, den Vater zu be-
stechen, ihn zu überzeugen mit dem Sohn
in Miami zu bleiben, was dieser entrüstet
ablehnte.
Ein bewaffnetes US-Einsatzkommando
stürmte am 22. April 2000 das Haus von
Lázaro González, einem Verwandten von
Elián, und übergab den Jungen seinem Va-
ter, der dem amerikanischen Volk und der
US-Regierung für ihre Unterstützung dank-
te und mit ihm zurück nach La Habana
flog.
Religion
ten prägten die gewaltsam aus ihrer
afrikanischen Heimat verschleppten
Sklaven die religiösen Vorstellungen
auf Cuba. Diese hatten keinen
einheitlichen Glauben, sondern jede
Volksgruppe ihre eigene religiöse
Weltanschauung. Gemeinsam war al-
len Glaubensrichtungen jedoch die
zentrale Bedeutung von Trommel-
rhythmen bei ihren Riten und Festen.
Im Laufe der Zeit kristallisierte sich ei-
ne Gruppe heraus, die man im Allge-
meinen Santería nennt. Insgesamt sind
heute 56 % der Cubaner konfessions-
los und 39 % Katholiken.
„Wie unfassbar bescheiden sind die Men-
schen, die sich einer einzigen Religion ver-
schreiben!“ (Elias Canetti)
Eine der ersten Maßnahmen der er-
obernden Spanier war die Installation
des Katholizismus auf der Zuckerinsel.
Das spanische Mutterland jedoch war
weit entfernt, und so entwickelte sich
eine karibische Variante des Chris-
tentums. Die ursprünglichen Religio-
nen der Ureinwohner starben mit ih-
nen aus. In den folgenden Jahrhunder-
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