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duldet, gleichzeitig hielten sich aber Spione und Spitzel der Gestapo in
Lissabon auf. Sie sorgten für alltäglichen Psychoterror unter den Flüchtlin-
gen, verursachten eine ständige Angst entdeckt und an die Nazis überge-
ben zu werden, da die PIDE mit der Gestapo kooperierte.
Ab Juni 1940, nach der Kapitulation Frankreichs, bis zum Eintritt der USA
in den Krieg im Dezember 1941 fanden über 70 deutschsprachige Schrift-
steller für Tage, Wochen oder Monate vorübergehend Zuflucht in Portu-
gal, bevor sie in ein Aufnahmeland weiterreisen konnten - darunter Alfred
Döblin, Lion Feuchtwanger, Leonhard Frank, Hans Habe, Arthur Koestler,
Annette Kolb, Jan Lustig, Franz Werfel, Golo Mann und Heinrich Mann.
In den letzten Jahren vermelden die jüdischen Gemeinden Portugals
wieder einen verstärkten Zuwachs, insbesondere aus Osteuropa und
den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Die größte jüdische Gemein-
de Portugals existiert in Lissabon.
Glaube und Aberglaube
Figo tut es vor jedem Spiel, Cristiano Ronaldo auch, sobald er den Rasen
betritt. Die Fußballhelden bekreuzigen sich. Anders als bei uns üblicher-
weise mit der ganzen Hand, führen die Portugiesen das Kreuzzeichen mit
drei Fingern (Daumen, Zeige- und Mittelfinger) aus und das gleich drei-
mal: an der Stirn, an Mund, Brust (Herz) und küssen dann noch den Dau-
men. Auch beim Fußball muss Deus („Gott“) herhalten: In der Hoffnung
auf ein gutes und erfolgreiches Spiel geht der Blick flehend zum Himmel.
Glaube und Aberglaube liegen in Portugal eng beieinander. Vor allem
die Wundergläubigkeit ist weitverbreitet. Besonders große Verehrung
finden die diversen Orts- und Volksheiligen (Santos). Fast jedes Dorf hat
seinen eigenen Schutzpatron oder seine Schutzpatronin. Und alle haben
ihre Berechtigung: Der heilige António, Schutzpatron von Lissabon, ist zu-
ständig für glückliche Ehen und verlegte Gegenstände. São João, Johannes
der Täufer, auch Schutzpatron der Stadt Porto, soll für eine bessere Zu-
kunft sorgen. Zu diesem Zweck schlägt man sich in der Johannisnacht in
Porto mit Plastikhämmerchen gegenseitig auf den Kopf, um negative Ge-
danken auszutreiben. Selbst Lauchstangen, die man sich gegenseitig vor
der Nase herumwedelt, müssen herhalten. Sie sollen die Libido in
Schwung und dazu noch Glück bringen. São Pedro (der heilige Petrus ) ist
wie bei uns für das Wetter verantwortlich, außerdem kümmert er sich um
die Linderung von Fußproblemen, Fieber und sonstigen Malheurchen.
Santa Luzia ist die Hüterin des Augenlichts und São Mamede sorgt für
reichlich Muttermilch.
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