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In den Dorfkirchen und Wallfahrtskapellen gibt es separate Räume für
Opfergaben als Dank für Heilungen oder überstandene Lebenskrisen.
Da sieht man alle möglichen Körperteile aus Wachs oder Plastik geformt,
mit fein säuberlich geschriebenen Briefen und Fotos dazu. Füße, Ohren,
Arme, Köpfe liegen aufgereiht in kleinen geschmückten Kapellen. Be-
kannte Devotionskapellen (Kapellen für Dankesgaben) sind natürlich in
Fátima, aber auch in Wallfahrtsorten wie Braga, Viana do Alentejo, Lame-
go und anderen im Land verstreuten Santuários („Heiligtümern“) zu be-
staunen.
Eine andere Besonderheit des portugiesischen Glaubens sind die Kno-
chenkapellen. Sie sind vor allem im Süden zu finden, beispielsweise in
Évora und Campo Maior im Alentejo oder in Faro und Alcantarilha an der
Algarve. Diese Gebetshäuser sind mit Tausenden Knochen und Toten-
schädeln ausgeschmückt. Meist wurden sie von Mönchen errichtet und
waren den Seelen im Fegefeuer gewidmet. Am Eingang der Capela de Os-
sos in Évora steht: Nossos ossos que aqui estamos, pelos Vossos espera-
mos. - „Unsere Knochen sind schon hier, auf Eure warten wir.“ Der Kult
um die Almas do Purgatório, die Seelen des Fegefeuers, ist in Portugal
nach wie vor präsent. Es gibt sogar einen Ort im Hinterland der Algarve,
der Purgatório, also Fegefeuer heißt. Wer hier durchfährt, sollte sich drei-
mal bekreuzigen. Sicher ist sicher.
Auch in Portugal ist die 13 eine Unglückszahl. Bei Geschenken sollte
man auch darauf achten, dass es keine drei sind, z.B. drei Blumen oder
drei Flaschen Wein, denn das könnte Unglück bringen: Um é para hoje,
um para amanha e um para nunca mais. - „Eines ist für heute, eins für mor-
gen und eins für nimmer mehr.“ Es gibt das dreimal-auf-Holz-klopfen ge-
nauso wie den Aberglauben, dass man nicht unter Leitern hindurchgehen
soll. Jeder abergläubische Portugiese wird um eine an eine Wand gelehn-
te Leiter einen Bogen machen. Beim Hausbau oder -kauf ist darauf zu ach-
ten, dass die Fenster farbige Umrahmungen haben. Dies soll uner-
wünschte Geister fernhalten. Tatsächlich glauben daran aber wohl die we-
nigsten. Eher waren die bunten Fenster eine regionale Tradition und die
Farben ein Zeichen von Standesdünkel. Blau stand für billige Anilinfarben,
die die Armen benutzten. Gelb repräsentierte Gold und war eine Farbe,
die selten und teuer und deshalb nur besser gestellten Familien vorbehal-
ten war. Das Eintreten in ein Haus oder eine Wohnung zuerst mit dem
rechten Fuß ist allerdings zwingend. Dass schwarze Katzen Unglück
bringen sollen, glauben viele Portugiesen. Bei dem Fußballstar Luis Figo
ging dies wohl so weit, dass er 2008 vor einem Spiel seines damaligen
Klubs Inter Mailand eine schwarze Katze kurzerhand überfuhr, um Unheil
vom Verein abzuhalten. Was ihm zahlreiche Anfeindungen italienischer
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