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Die christliche Seefahrt
Die Motivation, das Meer mit Karavellen zu erforschen, hatte handfeste
Gründe und fand Unterstützung durch den Militärorden Ordem de Cristo.
Zum einen wollten die Christusritter das Christentum in die Welt hi-
naustragen und den Islam bekämpfen. Die erfolgreichen Rückeroberun-
gen der eigenen Gebiete aus maurischer Hand motivierten zusätzlich und
der Papst förderte diese Idee. Der Christusorden war die portugiesische
Folgevereinigung der Templer. Als Papst Clemenz im Jahr 1314 den ein-
flussreichen Templerorden auf Drängen des französischen Königs Philipp
des Schönen in ganz Europa verbot, änderten die portugiesischen Or-
densbrüder ihren Namen und verlegten ihren Hauptsitz 1319 vom nördli-
chen Tomar nach Castro Marim an die Algarve. Das rote Kreuz mit den
acht auslaufenden Ecken, das Symbol der Templer, erhielt rasch ein klei-
neres weißes Kruzifix in der Mitte. Es thronte fortan auf den Segeln der
portugiesischen Schiffe und wurde so zum Symbol der christlichen Ex-
pansion.
Zum anderen war der europäische Landweg nach Indien und China seit
der Eroberung Ägyptens und Konstantinopels im 15.Jh. durch die Osma-
nen versperrt. Der Handel mit Gewürzen und Seide galt aber als sehr ein-
träglich und so suchte man nach einem Seeweg nach Asien. Die Berichte
Marco Polos (1254-1324) von seinen Orientreisen brachten Kartenmate-
rial und Informationen über das Morgenland.
Heinrich der Seefahrer, der gleichzeitig der Großmeister der Chris-
tusritter war, investierte große Teile des Ordensvermögens in die mariti-
me Expansion und deren wissenschaftliche Erforschung. Auch soll er auf
der Suche nach Bodenschätzen gewesen sein. Zweifelsohne aber war er
ein Mann mit Visionen und einem unerschöpflichen Wissensdurst, der
seiner Zeit weit voraus war. Heinrich selbst fuhr trotz seines Beinamens
nur einmal zur See. 1412 lief er von Lagos mit 19.000 Mann nach Nord-
afrika aus und eroberte das marokkanische Ceúta. Mit 21 Jahren erhielt
Henrique o Navegador dafür den Herzogtitel und die Handelsrechte
über die Stadt. Gleichzeitig wurde er Gouverneur der Algarve. In dieser
Zeit lebte er in Sagres, widmete sich Studien und Forschung und umgab
sich mit den wichtigsten und besten Wissenschaftlern, Geografen, Kar-
tografen und Navigatoren jener Zeit. Ob er tatsächlich, wie oft angege-
In Bronze verewigt: Heinrich der Seefahrer in Lagos
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