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SchatzdächerundarabischeTüren
In der historischen Altstadt von Tavira gibt es zwei architektonische Be-
sonderheiten zu sehen. Hier dominieren dreieckige Walmdächer, die
wie Häubchen auf den Häusern sitzen. Die Portugiesen nennen sie „Tel-
hados de Tesouro“ - „Schatzdächer“ - oder auch „quatro águas“, weil
sie steil in vier Richtungen abfallen. Sie sind wie kleine Pyramiden auf-
gebaut, die Spitze („madre“ - „Nonne“) ist jeweils gleichmäßig zu den
Mittelbalken („nivel“ - „Niveau“) entfernt. Am Ende ist das Dach immer
durch eine Reihe Ziegel begrenzt, die verhindern, dass das Wasser die
Hauswände entlangrinnt. Die Dächer breiten sich kurioserweise nicht
über das ganze Gebäude aus, sondern begrenzen immer nur jeweils ein
Zimmer oder eine Raumunterteilung. Die traditionellen Ziegel sind röh-
renförmig gestaltet, wobei man mittlerweile auch flachere Marseille-Zie-
gel verwendet. Die Innenstruktur ist meist offen und mit Bambusrohr
oder auch Holz verkleidet. Woher diese an der Algarve einzigartige
Dachbauweise kommt, ist bisher ungeklärt. Manche vermuten die Händ-
ler könnten von ihren Reisen die Vorstellung von chinesischen Pagoden-
dächern mitgebracht haben.
Eine weitere Kuriosität sind die „Portas da Reixa“ („Fischgrattüren“),
die man ebenfalls nur in Tavira findet. Dies sind zweigeteilte Haustü-
ren aus Holz, die ganz und gar mit einem luftigen Fischgrätenmuster
verziert sind. Im oberen Teil sitzen zwei kleine Fensterchen und den Ab-
schluss bildet eine Öffnung mit fein geschnitzten Zapfen. Die Araber
brachten diese praktischen Haustüren mit auf die Iberische Halbinsel.
Ein Innenportal verschließt das Gebäude, der äußere Teil der Tür ist in
durchbrochenem Muster geschnitzt, das gleichzeitig Licht ins Innere
lässt, eine Ventilation gewährleistet und auch die Frauen vor indiskreten
Blicken schützte wie in der islamischen Tradition vorgesehen. Diese Tra-
dition hat sich inzwischen in Tavira so festgesetzt, dass man auch viele
Neubauten sieht, die die dekorativen Türen ihrer maurischen Vorfahren
übernommen haben.
und Wände. Die Dächer sind mit Schilfrohr abgedichtet und mit tönernen
Röhrenziegeln gedeckt. Alle Baumaterialien stammen aus der Region. Die
Krönung sind die reichlich verzierten Chaminés („Kamine“), von denen
meist zwei oder drei auf den Dächern sitzen. Sie variieren nach Region
und von Haus zu Haus, sind mal schlank und rund, mal eckig. Erstere erin-
nern an kleine Minarette und gehen auf maurisches Erbe zurück. Die
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