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Tag von frühmorgens bis spätabends bei der Arbeit oder im Café oder
Restaurant, am Wochenende sowieso unterwegs und abends im Shop-
pingcenter. Viele kommen nur zum Schlafen nach Hause. Möbel spielen
deshalb keine große Rolle im portugiesischen Durchschnittshaushalt,
praktisch und zweckmäßig soll sie sein. Es ist auch nicht üblich, Freunde
nach Hause einzuladen. Lieber geht man ins Restaurant oder in die Bar
um die Ecke. Man könnte vermuten, viele Portugiesen fühlten sich in ihren
eigenen vier Wänden nicht wohl. Man sucht Gesellschaft und präsentiert
sich gern. Was sicher viel am Klima liegt: Bei Sonne und angenehmen
Temperaturen hält es schließlich auch die Mitteleuropäer nicht im Haus.
Aber auch die portugiesische Mentalität spielt dabei eine Rolle: „Allein-
seinistnurwasfürschrulligeEremiten.“ Kaum ein Portugiese würde
beispielsweise auf die Idee kommen, sich einen einsamen Strand fürs Wo-
chenendvergnügen auszusuchen. Man geht da hin, wo schon was los ist.
Sonst wäre es ja langweilig. Portugals Cafés, Bars und Restaurants jeden-
falls sind immer voll. Außerdem sind die portugiesischen Häuser aufgrund
fehlender Isolierung sehr hellhörig. In einem Apartmenthaus muss man
mit den Partys des Untermieters, den klackenden Pfennigabsätzen der
Obermieterin und/oder dem Kindergeschrei der Nachbarn leben.
UnterschiedlicheWohnstileindenRegionen
Die Wohnstile und Gewohnheiten der Portugiesen unterscheiden sich
nach den jeweiligen Klimazonen und Regionen. Im Norden ist es viel käl-
ter, deshalb trifft man dort eher auf stabile und gut isolierte Granithäuser.
Im Süden sind Heizungen eher selten, für kalte Tage muss ein Holzkamin
ausreichen. In Portugal sterben laut Statistik übrigens mehr (vorwiegend
alte) Menschen an Kälte als an Hitze.
Die volkstümliche Architektur der Algarve besticht durch Einfachheit
und Zweckmäßigkeit. Das traditionelleAlgarve-Bauernhaus ist niedrig
(meist einstöckig), klein und weiß getüncht, um die Hitze abzuhalten. Tü-
ren und Fenster sind mit blauen, grünen oder ockerfarbenen Zierstreifen
umrandet. Manche sagen, diese Tradition ginge auf alte Riten zurück, die
böse Geister und Mücken vertreiben sollten. Eine andere Erklärung: Wohl-
habendere Familien benutzten Ockergelb, die Farbe des Goldes, Blau
stand für arme Familien. (Siehe auch das Kap. „Glaube und Aberglaube“.)
Welche der Versionen richtig ist, bleibt umstritten. Es gibt auch noch dun-
kelrote und braune Verzierungen, die allerdings selten zu sehen sind. Et-
was besser gestellte Familien konnte man an den ornamentreichen Fassa-
den erkennen, die oft mit viel Fantasie gestaltet wurden. Ein Gemisch aus
Lehm, Kalk, Sand und Wasser bildet die Grundlage zum Bau der Böden
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