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Im Jahr 756 erklärte Abd al Rahman die Unabhängigkeit des Emirates
von Córdoba mit dem Königreich Al-Andalus und machte Córdoba zur
Hauptstadt. Córdoba entwickelte sich fortan zu einem der bedeutendsten
Kulturzentren der damaligen Welt. Auch Lusitanien wurde eingegliedert.
Später zerfiel das Emirat von Córdoba in die Taifa-Königreiche. Die Regi-
on der heutigen Algarve gehörte zum Fürstentum Al-Gharb („Der Wes-
ten“) mit der Hauptstadt Xelb (heute Silves). Auch Xelb hatte eine heraus-
ragende Stellung im muslimischen Reich und wurde im 11.Jh. zu einer blü-
henden Metropole, die selbst das damalige Lissabon an Schönheit über-
bot. Wissenschaftler, Mediziner, Astronomen, Dichter, Geografen und an-
dere trugen zum kulturellen Aufschwung der Stadt bei. Der Rio Arade för-
derte den Handel im Mittelmeerraum, da er damals noch schiffbar war
und die Stadt direkt mit dem Meer verband. Ein reger Tauschhandel mit
dem Orient entstand.
Die Errungenschaften und der kulturelle Einfluss der maurischen Be-
satzer brachten viel Positives für die Region. Bewässerungssysteme wur-
den eingeführt, die bis heute Orangen- und Zitronenplantagen versorgen.
Das maurische Wasserschöpfrad nora (arabisch: na'ura ) ist im Süden Por-
tugals überall zu sehen. Die meisten der dazugehörenden Tiefbrunnen
entstanden im 8. bis 10. Jh., bei vielen wurden Fundamente aus römischer
Zeit entdeckt. Neue Fischfangmethoden mit Netzen (Arte Xávega) brach-
ten den Einheimischen Fortschritt und Wohlstand. In den Burgen baute
man Zisternen für Frischwasser und Lebensmittelspeicher. Die neuen Her-
ren pflanzten Mandel- und Zitrusbäume und kultivierten die Böden. Die
Gewinnung von Olivenöl nach römischem Vorbild erlangte mit den Ara-
bern neue Bedeutung und hatte in der maurischen Kultur einen beson-
ders hohen Stellenwert. Die gesundheitsfördernde Wirkung des „flüssigen
Goldes“ war seinerzeit bereits bekannt. Die Olive heißt im Portugie-
sischen Azeitona, das Olivenöl Azeite - Wörter arabischen Ursprungs. Der
Olivenbaum (Ölbaum) dagegen ist der Oliveira, was vom Lateinischen
hergeleitet ist. Die Römer hatten ihn ins Land gebracht.
Orientalische Einflüsse haben sich auch in der Architektur bewahrt. Die
für die Algarve typischen Minarettschornsteine, Bogenfenster oder kubi-
schen weißen Häuser wie in Olhão erinnern an marokkanische oder tu-
nesische Gebäude. Die in ganz Portugal üblichen blau-weißen, zuweilen
auch bunten Kachelfliesen, die Azulejos, gehen ebenfalls auf maurisches
Erbe zurück. Ihr Name leitet sich vom arabischen 'az-zuley oder al zuleich'
ab: „kleiner polierter Stein“. Im Vergleich zum andalusischen Nachbarn ist
jedoch das architektonische Erbe der Mauren in Südportugal eher be-
scheiden. Großartige Kunstwerke wie die Mezquita von Córdoba oder die
Alhambra de Granada sucht man hier vergebens, übrig geblieben sind le-
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