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EU-Ratspräsidentschaft inne und versuchte in dieser Zeit, Schwerpunkte
in der Entwicklungshilfe und den Beziehungen zu Afrika zu setzen. Weder
wurde die Einführung des Euro abgelehnt (wie beispielsweise in Schwe-
den oder England) noch der Lissabonner Vertrag (wie beim ersten Refe-
rendum in Irland). Einige Portugiesen haben einflussreiche Ämter inner-
halb der EU inne: José Manuel Durão Barroso gewann 2009, wenn auch
mit Mühe, die Wiederwahl zum Präsidenten der EU-Kommission. Der por-
tugiesische Notenbankchef Vitor Constancio wurde im Januar 2010 zum
Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) bestimmt. Im Febru-
ar 2010 wählten die EU-Gremien João Vale de Almeida zum neuen EU-
Botschafter in den USA.
Die OsterweiterungderEU macht dem kleinen Land zu schaffen: Billi-
gere Löhne, besser ausgebildete Arbeitskräfte und attraktivere Standorte
in den neuen Mitgliedsländern beschwören abermals komplizierte Zeiten
für Portugal herauf.
PortugalunddieEx-Kolonien-keineeinfacheBeziehung
Massaker, Vergewaltigungen, Massenerschießungen und viele andere
Gräueltaten wurden von Missionaren in den ehemaligen afrikanischen Ko-
lonien Portugals in den 1960er- und 1970er-Jahren immer wieder bezeugt
und angeprangert. Von den damaligen portugiesischen Verantwortlichen
wurden diese Aussagen stets dementiert und doch waren sie durch Zeu-
genaussagen bestätigt. Selbst innerhalb der NATO wurde der schmutzi-
ge Kolonialkrieg des Mitglieds Portugal zum Problem. Im Grunde konn-
ten die Kolonialherren in Übersee lange Jahrzehnte nach Belieben schal-
ten und walten, wie sie wollten. Die Aktivitäten des isolierten Mutterlan-
des in den noch isolierteren afrikanischen Kolonien blieben der Welt lange
verborgen. Der öffentliche Druck begann ab 1973, nachdem das britische
Nachrichtenmagazin Times einen erschütternden Augenzeugenbericht
über ein Massaker in Mosambik veröffentlicht hatte. Der britische Pater
Hastings berichtete von schwangeren Frauen, denen die portugiesischen
Soldaten die Bäuche aufschlitzten und die Föten ins Feuer warfen. Einige
europäische Länder wie Deutschland, Frankreich und England forderten
von der UNO Aufklärungsmaßnahmen.
Bis dahin dominierte die Gruppe der Kolonialherren die afrikanische Be-
völkerung mit der uneinsichtigen Arroganz der herrschenden Klasse. Die
Sklavenhaltermentalität hatte sich kaum geändert. Die von Salazar im ei-
genen Land propagierte „vielrassige Gesellschaft“ war eine reine Legen-
de. Der Diktator selbst setzte übrigens in seiner ganzen Regierungszeit
keinen Fuß auf afrikanischen Boden. Die koloniale Gesellschaft war in vier
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