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„O sterbet, o sterbet, in dieser Liebe sterbet -
Wenn ihr in Liebe sterbet, dass ihr den Geist erwerbet!
O sterbet, o sterbet, und fürchtet euch vorm Tod nicht -
Wenn ihr vom Staub befreit seid, dass ihr den Himmel erbet!“ 22)
Dieser äußerst symbolreiche astrale Tanz (sein Name - sema - bedeutet
türkisch „Himmel“) hat sicherlich auch vorislamische Anregungen aufge-
nommen, die dem aus Zentralasien stammenden Rumi nicht ganz unbe-
kannt gewesen sein dürften.
Alle Orden wurden 1925 durch Kemal Atatürk aufgelöst und verboten,
auchwenndieBeziehungenunterdenMitgliederninoffiziellweitergeführt
wurden. Das Mevlana-Kloster in Konya - einschließlich der türbe (Grab-
mal)desam17.12.1273verstorbenenMeisters-wurdeineinMuseumver-
wandelt, das aber für die meisten türkischen Besucher ein lebendiger Ort
religiöser Verehrung blieb. (Die seit den 1960er und besonders 1980er-
Jahren wieder stark zunehmende Präsenz der Orden gilt n icht nur für die
Mevlevviye, sondern für alle Bruderschaften. Ihre Renaissance reflektiert
besondersden allgemein steigenden Stellenwert des Islam in einer von so-
zialen und wirtschaftlichen Problemen desorientierten Umbruchgesell-
schaft.BesondersdiearmenGeçekondu-BewohnerindenStädten suchen
den traditionellen Halt, aber auch die konkrete materielle Unterstützung
beidenseitaltersinderWohlfahrtundFürsorgestarkengagiertenOrden.)
Seit den 1960er-Jahren treffen sich nun wieder jährlich am Todestag Cel-
aleddin Rumis die Derwische, um in aller Öffentlichkeit vor Besuchern aus
dem In- und Ausland ihren berühmten Tanz aufzuführen. Dies geschah
zunächst im Semahane (ein dem Derwischkonvent angeschlossenes Ge-
bäude), dann wurde - wegen der wachsenden Zahl der Zuschauer - die
Veranstaltung in eine Großhalle verlegt. Auch wenn der Orden als religiö-
se Institution weiterhin verboten ist, hat die Mevlevviye seit 1985 den
auch staatlich anerkannten Status eines schützenswerten Kulturguts er-
langt, dem viele nationale Kongresse gewidmet wurden und werden.
Nicht zuletzt auch deshalb gilt Konya als Hochburg der Religiösität, und
nicht von ungefähr werden die insgesamt 4 Stadtbereiche (belediye) von
islamischen Politikern der Fazilet Partisi geführt.
Weiblicher und männlicher Tanz
So gibt es denn tatsächlich so etwas wie einen „weiblichen“ und einen
„männlichen“ Tanz, einen, der auf die Erde (irdisches Leben und Geburt),
und einen, der auf den Himmel (den irdischen Tod und das Alleinsein mit
Gott) deutet. Und leicht, sehr leicht können die Begriffe „oben“ bzw. „un-
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