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(Schuld) bringt, so bringt die anerkannte Qualität der Ware den Kunden
in eine Ungleichheit, die durch eine der Ware entsprechende Gegenleis-
tung ausgeglichen werden muss.
Der erste Preis, den der Händler nennt, ist eine Demonstration (kein
Äquivalenzausdruck) dieser Ungleichheit, mit der er selbst über die Qua-
lität seiner Ware ¦eref reklamiert. Der erste Preis des Händlers stellt also
ebenso die Ungleichheit fest wie der erste Preis des Käufers. Damit wird
von be iden Seiten bestätigt, dass man beiderseits ¦eref reklamiert, dass
aber der Ausgleich (und damit die Realisierung des ¦eref -Anspruchs!) nur
über eine reziproke Bewegung erfolgen kann.
Das abgeschlossene Geschäft drückt den beiderseitigen Gewinn von
Ansehen aus, indem a) der Händler seinen Anspruch auf Ansehen durch
die steigende Bewegung des Kunden erfährt (der mit der Annulierung sei-
nes ersten Preises die darin enthaltene Ungleichheit aufgegeben hat), und
b) der Kunde seinen Anspruch auf Ansehen durch die fallende Bewegung
des Händlers erfährt (der mit seiner Annulierung des ersten Preises die
Ungleichheit auf seiner Seite aufgegeben hat). Der ganze Prozess erzeugt
also Gleichheit und damit wechselseitig gewährte Ehre.
Würde der Kunde den ersten Preis des Händlers akzeptieren, so wür-
de er damit dem Händler den Wertzuwachs abschlagen, den dieser durch
die Demonstration der Ungleichheit (überteuerter Preis!) und den nach-
folgenden Ausgleich anstrebt. Der Kunde würde ihm kein ¦ eref bewilli-
gen, da er die Situation (den ersten Preis) gar nicht als ungleich empfun-
den hat. Das Resultat wäre Beschämung, ja Geringschätzung; die ehren-
erzeugende Dynamik käme gar nicht erst in Gang. Dies ist der Grund,
warum die oben angedeutete Bezahlungsweise der Amerikaner trotz des
leicht erworbenen Geldes einen schalen Beigeschmack behält.
Der tatsächlich erzielte Preis hängt also nicht allei n vom „objektiven“
Wert der Ware ab, sondern hat auch mit der Bedeutung der Ware als
Wertausdruck im sozialen Austausch zu tun. Deshalb gibt es auch kei-
nen mathematisch feststellbaren „Preis der Mitte“. Die Ware gewinnt über
ihren Gebrauchswert hinaus die ideelle Funktion der sozialen Gleichheit.
Bietet der Händler die Ware XY z. B. einem reichen Kaufmann oder ei-
nem hohen Würdenträger an, so kann er seinen Anspruch auf ¦ eref durch
einen höheren ersten Preis kundtun, als wenn ein armer Kunde vor ihm
steht. Wenn er von ersterem (dem starken Kunden) nicht einen hohen
Preis bekommt, wird der Wert seiner Ware und damit er selbst eine ge-
wisse Geringschätzung erfahren, denn der Reiche gewährt Gleichheit, in-
dem er viel gibt, also großzügig ist. Ist der Händler der Stärkere (gegen-
über einem ärmeren Kunden), so wird der Anspruch der Großzügigkeit
sich umdrehen. Im ersten Fall gewinnt der Händler ¦eref , im zweiten der
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