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Aber wir haben zusammen Tee getrunken und geredet. 140 Dollar und
Du kannst Sie mitnehmen.“
Ich lachte abwehrend, bemerkte aber, dass ich noch drei Tage hier sein
werde. Wenn er mich nicht für unhöflich hielte, würde es mich freuen, ihn
noch einmal zu besuchen; vielleicht könnte ich mich ja mit etwas Kleine-
rem anfreunden. Er nickte etwas ungläubig und ungehalten, und ich ging.
Am nächsten Tag kam ich wieder zu seinem Laden, er begrüßte mich
freundlich wie einen Bekannten, und zunächst setzten wir uns wieder für
einen Tee auf den Diwan. Wir sprachen über das Geschäft, und er erzähl-
te mir aufgeräumt, dass er gestern noch zwei Jacken an zwei Amerikaner
verkauft hätte. „Sie hatten mehr Geld als du, aber weniger Zeit zum Re-
den. Es war ein gutes Geschäft, denn sie haben etwas für dich mitgezahlt.
Ich geb' dir deine Jacke für 120.“ Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl,
dass meine knappe Kasse doch reichen könnte.
Zunächst aber fragte ich ihn über die Kaufgewohnheiten der Amerika-
ner aus, die, wie ich vermuten würde, doch sicherlich gern gesehene Kun-
den seien, ständen sie doch in dem Ruf, schnell handelseinig zu werden.
„Schnell? Es gibt welche, die dich fragen: ‚Wie teuer ist das?' Du nennst ei-
nen Preis, und sie sagen dir, sie nehmen es. Sie müssen Geld wie Wasser
haben. Aber gemocht werden sie deshalb nicht. Sicher ist es gut für das
Geschäft, aber irgendwie sind sie arrogant. Man kommt sich manchmal
vor wie ein Diener .“ Während dieses Gesprächs kamen des öfteren Kun-
den herein, die sich umsehen wollten. Dann stand der Händler auf, um ih-
nen entgegenzugehen, während ich auf dem Diwan sitzenblieb. Ich fühlte
mich nun wirklich fast schon als sein Gast, und dies und nicht sein letzter
Preis machten mir Mut.
Da er selbst aber nicht mehr von der Jacke sprach, war es nun an mir, ei-
nen Vorstoß zu machen. „Höre, mein Freund, ich könnte dir für diese
Jacke 70 Dollar geben; eigentlich ist das schon zuviel für mich, aber na ja,
es wird schon gehen.“ Er schüttelte lachend den Kopf, aber ich hatte trotz-
dem das Gefühl, dass er sich über das Angebot freute. „Ich bin schon
mehrmals runtergegangen, du hast mir nun den ersten Preis genannt. Ist
das gerecht?“ Ich verneinte, erklärte aber auch, dass ich - leider - nicht
über so viel Spiel wie er verfüge, worauf er antwortete: „Allah hat die
Menschen ungleich gemacht, deshalb müssen die einen mehr und die an-
deren weniger zahlen, d enn Allah ist gerecht. So gebe ich sie dir denn für
110.“ Diesmal war es an mir, ein zerknirschtes und gequältes Gesicht zu
Um Orientteppiche wird besonders gern gefeilscht
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