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Münzgeldesfürsichbeanspruchenkonnte.Derletzte lydische König Krö-
sus (560-546 v. Chr.) - mit dessen Namen sich bis heute ein sprichwörtli-
cher Reichtum verbindet - beging am Ende seines so glücklichen Lebens
einen folgenschweren Interpretationsfehler: In seiner unersättlichen Gier
schielte er lüstern über die Landesgrenzen nach Osten auf das neu ent-
standene Perserreich, denn wer viel hat, will immer noch mehr. Sich klug
wähnend, ließ er beim delphischen Orakel die Aussichten für seine ge-
plante Attacke erfragen und bekam die vielversprechende Auskunft, dass
er beim Überschreiten des Flusses Halys (der heutige K£z£l£rmak in Zen-
tralanatolien, der damals die östliche Grenze des Lyderreiches darstellte)
ein großes Reich zerstören würde. Dem war auch so - aber gemeinerwei-
se war es sein eigenes. Schlacht, Reich und Leben gingen 546 v. Chr. ver-
loren, und von nun an herrschte der Perserkönig Kyros (559-530 v. Chr.)
über ganz Kleinasien, die Griechenstädte an der Westküste mit einge-
schlossen.
Das Reich des persischen Großkönigs, das bald auch über Ägypten
und Mesopotamien siegen sollte und im Osten bis nach Indien reichte,
kann als das erste Weltreich der Geschichte bezeichnet werden. Die un-
terworfenenGebietewurdeninProvinzen (Satrapien) eingeteilt,denenein
Statthalter (Satrap) vorangestelltwurde.DerkleinasiatischeSatrap,dersich
bald mit den Griechen herumschlagen sollte, hatte seinen Sitz in Sardes
(heute Ruinenstadt westlich von Izmir). Das persische Großreich war eine
durchdespotischeStrukturenbestimmteLandmacht,derGroßkönigstand
wieeinGottfernabvonallenanderenGesellschaftsschichtenunerreichbar
über seinen Untertanen, die ihm bedingungslos zu huldigen hatten. Öko-
nomischstanddasgesellschaftlichstarrePerserreichimmernochaufdem
Boden der in Vorderasien typischen Naturalwirtschaft.
Etwas g anz anderes hatte sich inzwischen in Griechenland entwickelt:
EinaufSeehandelundKolonisationberuhendesindividuellesStadtbürger-
tum, politisch durch zunehmend demokratische Strukturen die alte Fürs-
ten- und Königsmacht abstreifend, verpflanzt griechischen Gemeinsinn in
alle Teile des Mittelmeeres.
Es ist die Geburtsstunde „westlichen“ Denkens: Der nicht nur wirt-
schaftlich,sondernauchpolitischfreihandelndeMenschwirdzumMaßal-
ler Dinge. Kunst, Wissenschaft und vor allem die Philosophie schaffen ein
geistiges Rüstzeug, das von nun an als Gegenpol zum asiatischen Schick-
salsglauben und dessen unpersönlichem Ordnungsschema wirken wird.
AlsdiekleinasiatischenGriechenunterFührungvonMiletden Aufstand
gegen Persien wagten (500-494 v. Chr.), ließ Großkönig Dareios (521-
486 v. Chr.) - der die Griechen anfangs kaum ernst genommen haben
dürfte-seineTruppenaufmarschieren.Miletwurdezerstört,undder„Kö-
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