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Kleinasien als Kulturgrenze zwischen Orient
und Okzident in vorislamischer Zeit
Ex oriente lux -
Aus dem Osten kommt das Licht
Die erste allseits bekannte Konfrontation auf kleinasiatischem Boden, die
denCharaktereinerWest-Ost-Auseinandersetzungträgt,verstecktsichhin-
ter dem Kampf um die angeblich schönste Frau der damaligen Welt:
Helena.
Die von dem trojanischen Königssohn
Paris
nicht ganz unfreiwillig
geraubte altgriechische
femme fatale
(verheiratet, ein Kind) war aber wohl
bestenfalls der Anlass, keineswegs die Ursache für die 10-jährige
Belage-
rung Trojas
(ca. 1240 v. Chr.). Den ob des angeblichen Weiberraubs so
empörten mykenischen Griechen ging es wohl eher um die politisch-öko-
nomischeLiquidierungdeskleinasiatischenKonkurrentenalsumdieReha-
bilitierungeinesgehörntenEhemanns.BekanntwurdedieMassenschläch-
terei um
Odysseus, Achilles
und
Agamemnon
durch die homerische „Ilias“
(das erste epische Werk der Weltgeschichte, geschrieben um 800 v. Chr.).
Zur Zeit des Falls von Troja war weiter im Hinterland die erste kleinasia-
tische Hochkultur im Untergang begriffen. Das
Hethiterreich
(19.-12. Jh.
v. Chr.) mit seiner Hauptstadt
Hattu¥a
war eine hauptsächlich nach Osten
undSüden(MesopotamienundSyrien)ausgerichteteLandmacht,diekul-
turell stark von ihren vorderasiatischen Nachbarn - besonders Babylon -
beeinflusstwar.DieÜbernahmederKeilschriftließinderHauptstadtHat-
tu
¥
a(dieheutigenRuinenliegennahedemDorfBo
¤
azkaleöstlichvonAn-
kara)einregelrechtesStaatsarchiventstehen.VoralleminderletztenPeri-
ode(NeuhethitischesReich14.-12.Jh.)ließsichderHerrschergemäßöst-
lichemAbsolutismus als „Großkönig“ und„Sonne“bezeichnen,Attribute,
die sowohl für Ägypten als auch das spätere Perserreich typisch waren.
Nachdem unter dem Großkönig und Zungenbrecher
Suppiluliuma
(ca.
1385-1345 v. Chr.) und seinen Nachfolgern
Mursilis II.
(1343-1315) und
Muwatalli
(1315-1293) der machtvolle Höhepunkt erreicht worden war,
zerfiel das erste kleinasiatische Großreich unter dem Ansturm westlicher
Völkerschaften (um 1200 v. Chr.).
Unter diesen befanden sich auch die
Phryger,
die im westlichen Klein-
asien für kurze Zeit (8./7. Jh. v. Chr.) ein Reich gründen konnten, dessen
Könige die aus den griechischen Sagen bekannten klangvollen Namen
Gordios
und
Midas
trugen.
Erbe der Phryger wurde das
lydische Reich,
das kulturell stark von den
mittlerweileentstandenengriechischenKüstenstädten(u.a.Milet,Phokäa)
beeinflusst war und als finanzgeschichtliche Großtat die Einführung des