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genannter „silver haired“-Treff, wo Ho-
mosexuelle jenseits der 60 verkehren.
Sehenswerteste Attraktion in Castro
ist das Castro Theatre (s. S. 55), 1922
im spanisch-barocken Stil nach Plänen
des angesehenen Architekten Timothy
Pfleuger erbaut. Es ist ein Glanzlicht aus
den Pionierzeiten des Kinos. Heute fin-
den im Theater verschiedene Filmfesti-
vals (s. S. 55) statt und es werden alte
Filme gezeigt. Hier an der Kreuzung
Castro/18th St. - „the gayest four cor-
ners of the earth“ - steht man im Herzen
des Viertels, im Castro Village. Die ver-
schiedenfarbig gestrichenen Häuschen
von 1890 im Umkreis vermitteln etwas
von der Atmosphäre eines kalifornischen
Kleinstädtchens früherer Zeiten, ausge-
stattet mit Shops, Cafés und Kneipen in
Hülle und Fülle.
Zu den Pilgerstätten von Castro gehört
auch der ehemalige Harvey's Camera
Shop (575 Castro St.). Hier lebte einst
Harvey Milk mit seinem Freund. Vor dem
Haus wurde eine Erinnerungsplaket-
te angebracht - das Haus selbst steht
derzeit leer. An der Ecke Castro/19th
St. liegt das „Action Center“ der Human
Rights Campaign, die sich als LGBT-Civil-
Rights-Organisation für die Gleichberech-
tigung einsetzt und hier auch einen La-
den betreibt (575 Mission St., www.hrc.
org). Nur ein paar Schritte weiter, in der
19th St., befindet sich die Harvey Milk Ci-
vil Rights Academy, eine ungewöhnliche
Grundschule. Hier lernen Kinder in ers-
ter Linie soziale Kompetenzen - Mosa-
ike an der Schulwand zeigen Ideen und
Ansichten der Schüler. Weitere interes-
sante Punkte in Castro sind die Filiale
der Stadtbibliothek in der 16th St., Ecke
Market St., in der schon 1978 die erste
Abteilung mit homosexueller Literatur
We're here, we're queer!
Homosexualität hat in San Francisco
„Tradition“: Die gleichgeschlechtliche Lie-
be wurde von Beginn an toleriert und
dank ihrer liberalen Einstellung entwi-
ckelte sich die Stadt langsam zum Homo-
sexuellenzentrum. Hier konnte man sei-
ne Neigung frei und ohne Angst vor gesell-
schaftlicher Ächtung ausleben, hier wurde
Homosexualität nicht als kriminelles De-
likt angesehen. 2003 wurde diese staatli-
che Ächtung zwar in den gesamten USA
abgeschafft, doch gibt es in verschiedenen
Berufszweigen wie dem Militär immer
noch offensichtliche Diskriminierung.
In San Francisco öffnete schon 1908 die
erste Schwulenbar „The Dash“ an der Bar-
bary Coast, 1933 gefolgt von der ebenso le-
gendären wie umstrittenen Boheme-Bar
„The Black Cat“ (710 Montgomery St.) und
schon drei Jahre später wurde in North
Beach mit „Mona's“ ein erster öffentlicher
Treff für lesbische Frauen eingerichtet. In
den 1960er-Jahren eröffnete die heute noch
beliebte Twin Peaks Tavern (s. S. 214) als
erste Schwulenbar mit Fenstern.
Es waren nicht nur Männer, die sich be-
vorzugt in der Stadt, erst im Umkreis der
Polk Street, dann schwerpunktmäßig im
Castro District, niederließen bzw. trafen.
Schon Alice B. Toklas, 1877 in San Fran-
cisco geboren, hatte sich offen dazu be-
kannt, die Freundin von Gertrude Stein
zu sein, und 1955 hatte sich eine Organi-
sation namens „The Daughters of Bilitis“
(DOB) als erste lesbische Organisation
in den USA gegründet. Heute bilden die
Frauen rund ein Drittel aller Homosexu-
ellen in der Stadt.
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