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In der Nordost-Ecke, am Marble Arch,
befindet sich Speaker's Corner (U-Bahn
Marble Arch). Allsonntäglich trägt sich
hier das gleiche Spektakel zu: Profilie-
rungssüchtige Redner pflegen die Kunst
der öffentlichen Meinungsäußerung. Ge-
sagt werden darf alles, nur eine Beleidi-
gung des Königshauses hat zu unterblei-
ben. Den normalen Zuhörer treiben die
kruden Theorien der Rhetoriker alsbald
davon. Ganz anderer Ansicht war noch
Wladimir Iljitsch Lenin, der zwischen
1902/1903 in London lebte, regelmä-
ßig Speaker's Corner aufsuchte und
dort Argumentationsnachhilfe bekam:
„Ein Atheist, umlagert von einer Gruppe
neugieriger Zuhörer, bewies der Menge,
dass es keinen Gott gibt. Wir waren be-
sonders scharf darauf, seiner Beweis-
führung zu folgen! Er sprach mit irischem
Akzent, der für uns leichter zu verstehen
war. Nahebei brach ein Offizier der Heils-
armee in hysterisch gebrüllte Appelle an
Gott den Allmächtigen aus, während wie-
der ein Stück weiter ein Verkäufer die
Knechtschaft in den großen Kaufhäu-
sern anprangerte.“ Seit dem Jahr 1872
darf jedermann an Speaker's Corner sei-
ne Meinung kundtun, das einstige Privi-
leg erstritten sich die Arbeiter und Hand-
werker, als sie für die Reformgesetze im
Hyde Park demonstrierten (bis dahin wa-
ren Protestveranstaltungen in dem Gar-
tenareal verboten). 1890 hielt Friedrich
Engels eine Rede über die Notwendig-
keit politischer Organisationsformen.
Noch heute finden Demonstrationen ih-
ren Abschluss im Hyde Park. Einer eher
volkstümlichen Überlieferung nach ging
Speaker's Corner auf die Galgen von Ty-
burn zurück, die mehrere Jahrhunderte
an dieser Stelle gestanden haben: Die
Verurteilten, die hier ihre letzten Worte
sprachen, konnten sagen, was sie woll-
ten, auf sie wartete ohnehin der Tod.
Welche rhetorische Qualität und Elo-
quenz noch vor einigen Jahrzehnten an
dieser Ecke dominierten zeigte der Tod
eines gewissen Bonar Thompson im Jah-
re 1963: Fast alle Londoner Zeitungen
druckten Nachrufe auf diesen Hyde-Park-
Redner, der Sonntag für Sonntag seine
Zuhörer mit seinem Zitatenreichtum be-
geisterte und dabei regelmäßig Aberhun-
derte von Leuten anzog.
µ u-Bahn Hyde Park Corner oder Marble arch
U Kensington Palace *** [H13]
Hauptanziehungspunkt für Kinder in den
Kensington Gardens ist die Peter-Pan-
Statue am Nordende des Serpentine
Lake, die vom Autor J. M. Barrie gestiftet
wurde. Außerdem gibt es im Norden des
Parks einen der schönsten Abenteuer-
spielplätze Londons, u. a. mit einem gro-
ßen Piratenschiff.
Am westlichen Ende des Parks befin-
det sich der sehenswerte Kensington Pa-
lace. In dem u. a. von Christopher Wren
umgestalteten Palais wurde am 24. Mai
1819 die spätere Königin Viktoria ge-
boren. Bis zu ihrem Unfalltod lebte hier
Prinzessin Diana mit ihren Kindern.
Der Adelsbau ist für die Öffentlichkeit
umgestaltet worden. So kann man z. B.
eine Ausstellung über die sieben Prin-
zessinnen sehen, die hier alle einmal re-
sidiert haben. Eine Ausstellung zu Mode
und auch Musikveranstaltungen sind
ebenfalls geplant.
µ Kensington Gardens, Tel. 0970 7515170,
www.hrp.org.uk/kensingtonpalace, tgl. 10-
17 uhr, eintritt: erw. 19,50 £, Kinder 9,75 £,
erm. 16,50 £, u-Bahn Queensway oder High
Street Kensington
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