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Pubs entlang der Fleet Street [N12/O12]
Die Fleet Street erhielt ihren Namen vom
Fleet River, der einst hier gegen die Stadt-
mauer schwappte und heute unterirdisch
verläuft. Jahrhundertelang war die Straße
Sitz der britischen Presseinstitutionen, die
in den 1980er-Jahren aber nach Wapping
in die Docklands umzogen. Heute wird
das Viertel eher von den Anwälten der
umliegenden Kanzleien bevölkert. Besu-
cher werden sich bei ihrem Gang die Fleet
Street abwärts für die berühmten Pubs in-
teressieren, in denen Presseleute in traditi-
onsreicher Anlehnung an ihre berühmten
Vorgänger das eine oder andere Bitter, La-
ger oder Ale zu sich nahmen. Zuerst lohnt
in 145 Fleet Street einer der berühmtes-
ten historischen Pubs in London einen Be-
such: Ye Olde Cheshire Cheese (s. S. 197) -
nicht zu verwechseln mit dem Cheshire
Cheese (5 Little Essex Street), ebenfalls eine
berühmte alte Taverne. Der Zugang führt
durch den Wine Office Court, in dem
man während des 17. Jh. sowohl eine Al-
koholausschanklizenz als auch fasswei-
se Wein erstehen konnte. Im Pub becher-
te fast täglich der „gute Dr. Johnson“, in
späteren Jahren zusammen mit seinem
Biografen James Boswell. Ein Johnson-
Stuhl, angeblich das Sitzmöbel des Gelehr-
ten, ist noch zu besichtigen. Von hier er-
reicht man nach zwei Minuten den Gough
Square (ausgeschildert), wo Johnson lebte.
Neben Johnson haben weitere berühm-
te Leute im Cheshire gegessen und vor al-
lem getrunken, sogar Voltaire war wäh-
rend seines dreijährigen Aufenthaltes in
London ein gern gesehener Gast. Auch der
Dramatiker Ben Jonson, ein Zeitgenosse
Shakespeares, trank hier sein Bier und
war berüchtigt für seine spitze Zunge. Ei-
nes Abends soll er von einem bekannten
Poeten jener Tage, Joshua Sylvester, zu
einem Reimduell herausgefordert worden
sein. Jonson, berühmt für seine sponta-
nen „Schüttelreime“, nahm die Heraus-
forderung an und Sylvester begann: „I,
Sylvester/kiss'd your sister.“ Jonson pa-
rierte: „I, Ben Jonson/kiss'd your wife.“
Sylvester reklamierte, dass sich das nicht
reime, worauf Jonson antwortete: „But
it's true.“ Den puritanischen Gegebenhei-
ten jener Tage folgend, stürzte sich Sylves-
ter auf den Dramatiker, der fluchtartig
die Kneipe verließ und sich eine Zeit lang
dort nicht blicken lassen konnte.
Auch Gilbert Keith Chesterton (1874-
1936), bekannt durch seinen Krimihel-
den Pater Brown, war Stammgast im
Cheshire. Im Jahre 1903, so erzählte er
einst, „verschleuderte“ er seine letzten
zehn Shilling in dem Pub, um dann, nun
wirklich mit dem Gefühl vollständigen
Bankrotts, seinen Verleger um einen Vor-
schuss von 20 Pfund für einen noch nicht
geschriebenen Roman zu bitten. Chester-
tons Strategie war erfolgreich, seine von
der Wahrheit getragene Darstellung über-
zeugend - er bekam das Geld! Charles Di-
ckens verewigte das Etablissement in dem
Roman „A Tale of Two Cities“.
In 99 Fleet Street lädt die Punch Tavern
(s. S. 197) den Durstigen ein. 1841 grün-
dete hier Henry Mayhew die berühmte sa-
tirische Zeitschrift Punch, die ihren Na-
men von dem Pub bezogen hat.
Bei der Adresse 95 Fleet Street steht Ye
Olde Bell Tavern Wines & Spirits. Der
Pub wurde um 1670 eröffnet und diente
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