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Der letzte Zeitungsverlag verließ die
Fleet Street im Jahre 1989. Heutzuta-
ge werden in Londons einstiger Presse-
meile Zeitungen nur noch verkauft und
nicht mehr gedruckt. Der Niedergang be-
gann, als im Jahre 1981 der Australier
Rupert Murdoch die altehrwürdige Times
erwarb. Murdoch, der damals bereits die
Londoner „Bildzeitung“ The Sun in sei-
nem Besitz hatte, investierte fast eine
Viertelmilliarde Euro in neue Satz- und
Drucktechnologien. In den Docklands
entstand eine neue Druckstraße, die
auch von un- bzw. angelernten Kräften
bedient werden konnte. Der Pressezar
forderte von seinen Arbeitern und Ange-
stellten Streikverzicht sowie die freiwilli-
ge Aufgabe der Gewerkschaftszugehörig-
keit. Während der langen arbeitsrechtli-
chen Auseinandersetzung verloren rund
5000 Drucker, Setzer und Redakteure
ihren Job und Murdoch hatte den restli-
chen Zeitungsverlagen einen neuen Weg
zur rationelleren Produktion gewiesen.
Heutzutage geht es in der Fleet Street
keineswegs mehr so hektisch zu wie
noch vor einigen Jahren. An Wochen-
enden liegt die Straße fast ausgestor-
ben da. Nur noch wenige der berühmten
Pubs (s. S. 188), in denen während der
1970er- und 1980er-Jahre die Redak-
teure und Pressefotografen mittags ihren
Lunch und abends ihr Bier zu sich nah-
men, haben die Zeiten überlebt. In den
einstigen Redaktionen und Druckereien
haben heute andere Gewerbe ihre Büros,
Fleet Street ist eine ganz normale Ge-
schäftsstraße geworden. Die letzte gro-
ße Nachrichtenagentur (Reuters) schloss
2005 ihre Pforten in der Fleet Street und
zog in die Docklands um. Einzig verblie-
ben ist die Vereinigung britischer Journa-
listen (Hausnummer 89).
Stärkung vor dem Rundgang
Besucher, die sich vor dem langen Rund-
gang ein wenig stärken möchten, soll-
ten dies in 47 Ludgate Hill tun. Hier be-
findet sich die sehr angenehme und
atmosphärereiche Weinbar La Grande
Marque (s. S. 197), in der auch
kleinere Mahlzeiten serviert werden.
Die Fleet Street mündet in den Strand,
schon näher am königlichen Hof gele-
gen. Als hier noch die Aristokratie leb-
te, tätigte man natürlich keine Geschäf-
te, sondern lebte vielmehr prunkvoll in
den Palästen am damaligen Themseufer.
Noch heute ragen monumentale Fassa-
den rechts und links vom Strand auf und
eine Reihe von Institutionen der London
University residieren in den Gebäuden.
Der Strand ist eine geschäftige Durch-
gangsstraße, durch die Ströme von Ge-
schäftsleuten und Touristen ziehen.
Zahlreiche große Theater haben hier ih-
ren Sitz und abends geht es daher kaum
weniger hektisch zu.
Richtig vornehm ist es noch im Viertel
St. James's. Neben den hochherrschaft-
lichen Adelspalästen entstanden hier die
berühmten Clubs, die auch im frühen 21.
Jahrhundert keineswegs obsolet gewor-
den sind. Die Mitglieder dieser Clubs,
hohe Ministerialbeamte, Politiker, aner-
kannte Künstler, Unter- und Oberhausab-
geordnete, bestimmen das Straßenbild
von St. James, in dem es ruhig und wür-
devoll zugeht.
In den Palästen an der Straße Pall Mall
wie dem Charlton House und dem St.
James's Palace residieren immer noch
die Mitglieder der königlichen Familie.
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