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entsprachen ganz dem Geschmack
des konservativen Bildungsbürger-
tums. Es war daher nur folgerich-
tig, dass der Bühne 1919, nachdem
Kaiser Wilhelm II. abgedankt hatte
und die Republik ausgerufen wor-
den war, der Status des Deutschen
Nationaltheaters verliehen wurde.
Im gleichen Jahr tagte im Haus die
Nationalversammlung (s. S. 87),
die hier die erste demokratische Ver-
fassung der noch jungen Republik
verabschiedete.
Leider sollten diesem geschichtli-
chen Höhepunkt viele Jahre des kul-
turellen Niedergangs folgen. Eingelei-
tet wurde dieser mit Parteiversamm-
lungen der Nationalsozialisten, der
Gründung der Hitlerjugend im Jahr
1926 in Weimar und der Proklamie-
rung eines „judenfreien“ Theaters.
Trauriger Höhepunkt war die Umnut-
zung des Gebäudes als Rüstungsfa-
brik im Jahre 1944. Am 9. Februar
1945 wurde das Haus, abgesehen
von der neoklassizistischen Fassa-
de, in Schutt und Asche gelegt. Drei
Jahre später erfolgte die Wiedereröff-
nung. Mit heute über 600 Veranstal-
tungen pro Jahr zählt das National-
theater Weimar zu den großen Büh-
nen Deutschlands.
Steht man vor dem Gebäude, so
mag es verwundern, dass der Thea-
terplatz so unscheinbar und wenig
repräsentativ erscheint. Dies mag
daher kommen, dass das Theater
einst am Stadtrand, in ländlicher Um-
gebung, erbaut wurde. Der Platz vor
dem Theater erhielt erst nach und
nach eine recht wahllose, teils lü-
ckenhafte Randbebauung und wirkt
daher heute wie ein städtebauliches
Zufallsprodukt.
µ Bus: alle Linien bis Goethepl.
µ Deutsches Nationaltheater und Staats-
kapelle Weimar, theaterpl. 2, www.
nationaltheater-weimar.de, tel. 755334
N Das Deutsche Nationaltheater 5
zeigt spannende Inszenierungen
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